Düsseldorf (Reuters) - Der deutsche Einzelhandel blickt wegen der Lockerungen der Corona-Schutzauflagen wieder optimistischer auf das Jahr 2021 und rechnet insgesamt mit einem Umsatzplus.

Ohne weitere Lockdowns und bei niedrigen Infektionszahlen sei für die Branche ein Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf dann 586 Milliarden Euro zu erwarten, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Mittwoch: "Der Konsum ist wieder da." Doch bietet der Einzelhandel mit seinen rund drei Millionen Beschäftigten ein gemischtes Bild - denn rasant wächst nur der Online-Handel von Amazon bis Zalando. Auch die nicht von Schließungen betroffenen Lebensmittelhändler legen zu. Abseits dieser Branchen häufen sich aber Probleme. Extrem gelitten unter den Corona-Auflagen haben vor allem Modeläden in den Innenstädten. Und die Verbraucher werden dem Verband zufolge dauerhaft mehr über das Internet ordern.

"Die positive Entwicklung in den letzten Wochen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das erste Halbjahr insbesondere für den Innenstadthandel verloren ist", sagte Genth. Die Umsätze mit Bekleidung in den Stadtzentren dürften nach Berechnungen des Verbands um rund ein Drittel geschrumpft sein. Es gebe ein "leises Sterben" von Geschäften, viele Mittelständler sperrten ihre Mode-Läden für immer zu, staatliche Hilfen reichten nicht aus. Zu den Gewinnern zählten dagegen neben den Online- und Lebensmittelhändlern auch Fahrradgeschäfte.

Mit dem weitgehenden Wegfall vieler Corona-Schutzmaßnahmen schöpft die Branche aber wieder Hoffnung. Denn die Bundesbürger haben in der Pandemie viel Geld auf die hohe Kante gelegt, die Sparquote ist gestiegen. "Was passiert mit den 100 Milliarden Euro, die zusätzlich angespart worden sind?", fragte Genth. Der Einzelhandel hoffe, dass ein Stück des Kuchens für ihn abfällt. Für die kommenden Monate erwartet einer HDE-Umfrage zufolge eine Mehrheit aller Händler eine Fortsetzung der Erholung. So rechneten 44 Prozent mit einer Umsatzsteigerung im zweiten Halbjahr. Profitieren werden aber nicht alle Unternehmen der Branche. Denn die Verbraucher haben ihr Verhalten in der Pandemie wohl dauerhaft geändert. "Das Einkaufen bleibt digitaler", bilanzierte Genth.