ARLINGTON/NECKARSULM (dpa-AFX) - Der Angriff des deutschen Discounters Lidl auf dem US-Markt kommt laut Medienberichten nicht im erhofften Tempo voran. Es würden deutlich weniger Läden eröffnet als geplant, schrieb das "Manager Magazin" (Freitag) unter Berufung auf Klaus Gehrig, den Chef der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört. Demnach rechne man 2018 nur mit 20 neuen US-Filialen. Das beim Start im Juni ausgegebene Ziel, innerhalb von einem Jahr 100 Läden entlang der US-Ostküste aufzumachen, wäre somit nicht zu erreichen.

Bis Ende 2017 hatte Lidl laut eigenen Angaben immerhin schon 47 Filialen in sechs US-Bundesstaaten eröffnet. Doch das Expansionstempo soll offenbar gedrosselt werden. "Wenn man einen Fehler erkennt, muss man ihn korrigieren", zitierte das "Manager Magazin" Schwarz-Chef Gehrig. Dem Blatt zufolge sind die Umsätze bislang enttäuschend, extrem junge Expansionsteams würden zudem oftmals falsche Standorte aussuchen - kurzum: der Markteintritt entwickle sich zum "Debakel".

Lidl will die US-Expansion hingegen nicht als Flop verstanden wissen. "Wir sind in unserer Arbeit grundsätzlich nicht auf die kurzfristige Entwicklung ausgerichtet, sondern streben ein nachhaltiges Wachstum an", teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. Insgesamt sei der Marktstart in den USA nach eigenem Dafürhalten erfolgreich verlaufen

- auch wenn es an der einen oder anderen Stelle Anpassungsbedarf

gebe.

Am Donnerstag hatte bereits das "Handelsblatt" berichtet, dass Lidl beim Tempo der US-Expansion künftig einen Gang zurückschalten wolle und seine Strategie bei der Standortauswahl verändere. Anstelle großer Glaspaläste an den Ausfallstraßen suche Lidl jetzt kleinere Ladenlokale in den regionalen Zentren, um mehr Laufkundschaft anzuziehen. "Wir möchten größtmögliche Flexibilität in unserer Standortauswahl und für unsere Immobilienteams", hieß es dazu von Lidl. Eine stetige Überprüfung des Portfolios sei branchenüblich.

Der US-Einzelhandelsmarkt ist heftig umkämpft. Shopping-Riesen wie Walmart, Kroger's oder Target konkurrieren mit Billigketten wie Dollar General, DOLLAR TREE oder Family Dollar um die günstigsten Preise. Auch Lidls deutscher Erzrivale Aldi ist bereits seit 1976 in den USA vertreten und will seine Präsenz mit milliardenschweren Investitionen kräftig ausbauen. Der Trend zum Online-Handel macht der Branche zusätzlich das Leben schwer, da Internethändler wie Amazon inzwischen auch bei frischen Lebensmitteln zum Angriff blasen./hbr/DP/he