Für die Rekordsumme von 1,15 Milliarden Euro sicherte sich die von dem chinesischen Fonds Orient Hontai gehaltene Produktionsfirma Mediapro aus Spanien die Übertragungsrechte für die erste Liga für die Jahre 2020 bis 2024. "Wir wissen, dass das, was heute passiert ist, einen Wendepunkt markiert", sagte Didier Quillot, Chef des französischen Profifußball-Verbands, in Paris. Der Rekordbetrag bedeute ein Einnahmeplus von knapp 60 Prozent zum vorangegangenen Fünf-Jahres-Zeitraum. Bislang hatte der Sender sämtliche Erstliga-Spiele gezeigt.

Für Canal Plus ist der Verlust der Rechte an der "Ligue 1" ein herber Rückschlag, da Wachstum im eigenen Land somit kaum möglich ist. Fußball-Übertragungen waren bislang ein wichtiges Standbein für den Bezahlsender. Die Aktien der Canal-Plus-Mutter Vivendi rutschten daher um bis zu 5,7 Prozent ab und waren Schlusslicht im Pariser Auswahlindex CAC40. In ihrem Sog gaben die Titel der Holding des Milliardärs Vincent Bollore, der rund 20 Prozent an Vivendi hält, 2,1 Prozent nach.

Auf die Frage von Reportern, ob Canal Plus ohne die Übertragung französischer Fußball-Erstligaspiele überleben könne, sagte Geschäftsführer Maxime Saada: "Eines ist sicher: Canal Plus wird nicht dafür sterben, dass er wie zahlreiche seiner Konkurrenten zu viel für die Sportrechte bezahlt hat." Von den sieben für die Auktion angebotenen Rechte-Paketen habe Mediapro drei gewonnen, sagte Quillot. "(Canal Plus) bot für jedes der sieben Lose und wurde in allen Fällen von jemandem überboten."

Ein kleineres Rechte-Paket ging an den von Katar kontrollierten Sportsender beIN. Der französische Mobilfunker Iliad kam zum ersten Mal in seiner Geschichte ebenfalls zum Zug. Zwei Rechtepakete waren am Dienstag noch nicht vergeben.

MEDIAPRO KANN RECHTE WEITERVERKAUFEN

Mediapro will für die Spiele der ersten französischen Fußball-Liga eigene TV-Kanäle aufbauen. Gleichzeitig hat die Firma die Möglichkeit, Übertragungsrechte weiterzugeben. Bei Canal+ hieß es, man werde den Abschluss von Vertriebsvereinbarungen prüfen. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, rechtlich gegen das Auktionsergebnis vorzugehen. In Italien hatte ein Gericht die Vergabe der Übertragungsrechte für die dortige erste Fußball-Liga "Serie A" an Mediapro für nichtig erklärt. Insider nannten die Verletzung von Kartell-Gesetzen als Grund.

Auch der hoch verschuldete Kabelanbieter Altice könnte mit seiner französischen Tochter bei einer Unterlizensierung zugreifen. Altice hatte sich nach Angaben von Quillot nicht an der Auktion beteiligt. Der Konzern überträgt bis 2021 einen Großteil der Champions-League-Spiele in Frankreich.