DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet damit, dass zum Jahreswechsel mit ersten Corona-Impfungen begonnen werden kann. Erste Priorität hätten Ältere, Personen mit Vorerkrankungen, Beschäftigte in der Pflege und in Krankenhäusern sowie Menschen, die die öffentliche Ordnung aufrechterhalten, sagte Spahn am Dienstag in Düsseldorf.

Der Minister hatte dort an einer Sitzung des nordrhein-westfälischen Kabinetts in einem Corona-Impfzentrum teilgenommen. Der 40-jährige Münsterländer ist auch Team-Partner von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bei der Bewerbung um den CDU-Bundesvorsitz.

Bundesweit stünden zum Jahresbeginn voraussichtlich zwischen fünf und acht Millionen Impfdosen zur Verfügung - davon etwa eine Million für das bevölkerungsreichste Bundesland NRW, sagte Spahn. Bei den Angeboten könnten die Länder unterschiedliche Wege gehen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) habe im Kabinett angekündigt, besonders schutzbedürftige Gruppen anzuschreiben. Es werde ein Termin-Management geben, "wo man einchecken kann zur Impfung". Parallel sollten mobile Teams ausschwärmen, um Menschen in Einrichtungen aufzusuchen, die nicht in die Impfzentren kommen könnten. Dabei handle es sich um "ein Angebot", unterstrich Spahn. "Diese Impf-Kampagne ist eine Mammut-Projekt."

Laschet sagte, man sei "noch in der Endphase der Informationen", wenn es darum gehe, den Bürgern konkrete Details zu ihren Impfmöglichkeiten zu geben. "Es wird zusammen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen bei uns in Nordrhein-Westfalen gemacht", erklärte er im WDR-Fernsehen. "Die haben dann Möglichkeiten, unmittelbar zu informieren."

Laschet sprach von einer "medizinischen und logistischen Herausforderung von historischer Dimension". Mehr als 7000 pensionierte Ärzte, Pfleger und andere Freiwillige hätten allein in NRW bereits ihre Bereitschaft erklärt, bei der Impf-Kampagne zu helfen - mit stetig wachsender Tendenz.

Auch Spahn berichtete, für viele sei es ein Antrieb in dieser "Jahrhundert-Situation", an einer Lösung mitzuarbeiten. "Eines ist sehr klar: Den Weg raus aus dieser Pandemie gibt es nur, wenn wir eine hohe Impfbereitschaft haben."

Die inzwischen zur Zulassung beantragten Impfstoffe böten Aussicht, "die Pandemie endgültig auszubremsen" und mit großer Hoffnung in das neue Jahr zu gehen, sagte Laschet. Es sei aber weiterhin unverzichtbar, sich diszipliniert an die Hygieneregeln und Kontaktbeschränkungen zu halten.

Auch Spahn betonte: "Wir haben einen harten November hinter uns". Der Monat sei von "viel Verzicht" geprägt gewesen. "Ich wünschte mir, ich könnte Ihnen jetzt sagen, dass der Dezember grundlegend besser wird. Das kann ich nicht, denn die Infektionszahlen sind noch immer zu hoch." Laschet (CDU) appellierte an die Bürger, mit den angekündigten Corona-Lockerungen an Weihnachten verantwortungsvoll umzugehen. Man müsse "das nicht alles ausreizen". Partys würden nicht geduldet, betonte der Regierungschef. Spahn sagte: "In der engeren Familie Weihnachten feiern, das gehört dazu an diesem christlichen Tag." Aber er kenne das ja aus dem Münsterland: Am ersten oder zweiten Weihnachtstag sei immer die ganze Familie gekommen - Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Schnell seien es 40 oder 50 Leute gewesen. "Das geht dieses Jahr eben nicht."

Noch immer gebe es bundesweit rund 400 Tote täglich. "Diese Menschen werden Weihnachten gar nicht mehr erleben", sagte Spahn. Ihre Familien seien an den Feiertagen in Trauer. Der Gesundheitsschutz müsse bei der Bekämpfung der Pandemie ein starkes Gewicht haben. Deswegen seien Einschränkungen im Alltag weiterhin nötig. "Die gute Nachricht aber ist: Diese Zeit ist absehbar endlich."

Deutschland habe sich monatlich mehr als 60 Millionen Corona-Schnelltests gesichert. Dies sei durch "Garantie-Verträge" mit großen Produzenten und Lieferanten gewährleistet worden. Die Frage, wie viel Immunität eine bereits überstandene Corona-Infektion biete, sei derzeit noch nicht zu beantworten.

Zugleich dämpfte Spahn die Hoffnung auf eine Verfügbarkeit der Schnelltests in allen Alten- und Pflegeheimen bis Weihnachten. "Kann ich versprechen, dass jedes Pflegeheim am 24.12. welche hat? Nein", sagte er im WDR. Er wolle da ehrlich sein. Es seien auch schon Tests verfügbar, aber eben noch nicht überall ausreichend. Das werde sich aber Zug um Zug verbessern. Ein Schnelltest könne eine "zusätzliche Sicherheit" für einen Besuch bei Verwandten bedeuten. Die anderen Corona-Regeln seien damit aber nicht aufgehoben./beg/DP/he