BERLIN (dpa-AFX) - Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis hat sich für ein bedachtsames Vorgehen bei einer möglichen Verkürzung der Corona-Quarantäne ausgesprochen. Daten insbesondere aus Dänemark legten nahe, "dass man die Quarantänezeit schon verkürzen kann", sagte Karagiannidis am Freitag dem Radiosender WDR 5. "Wir sollten aber auf der anderen Seite nicht ganz vergessen, dass Omikron sehr infektiös ist. Wir haben in Dänemark gesehen, dann man über sieben Tage hinweg auch noch andere Menschen anstecken kann." Man spreche dabei von der sogenannten "secondary attack rate", also der Frage, wie viele man in seinem Umkreis noch anstecken könne. Und diese Rate habe in Dänemark bei 30 Prozent gelegen. Führe man sich nun die hohen Todeszahlen in Alten- und Pflegeheimen in der Pandemie vor Augen, dann sei es wichtig, bei einer Quarantäneverkürzung nicht mit der "Brechstange" vorzugehen. "Wir müssen uns auch darum kümmern, dass möglichst wenig vulnerable Gruppen, das heißt Ältere und Kinder, angesteckt werden", sagte Karagiannidis.

Die Regierungschefs der Länder wollten am Freitag mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) über weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Omikron-Welle beraten. Dabei steht auch eine Verkürzung der Quarantäne im Raum. Karagiannidis ist Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und auch Mitglied des Corona-Expertenrates der Bundesregierung.

Karagiannidis betonte zugleich die Bedeutung des Tragens von Masken. Bislang vorliegende Daten legten nahe, "dass die Masken bei Omikron doch eine extrem gute Wirksamkeit haben. Wir hatten erst so ein bisschen die Befürchtung, dass das so infektiös ist wie zum Beispiel Masern oder Windpocken. Der Verbreitungsmechanismus bei Omikron scheint aber doch etwas anders zu sein. Und deswegen haben Masken einen unglaublich hohen Stellenwert." Karagiannidis empfahl, nach Möglichkeit sollte man FFP2-Masken wählen, wenn es irgendwie geht. Er rief zugleich zu Kontaktbeschränkungen auf./seb/DP/mis