Frankfurt (Reuters) - Der Immobilienkonzern Alstria Office REIT hält die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf Büroimmobilien für überschätzt.

Nach den Anschlägen auf das World Trade Center sei mancher von einem tiefgreifenden Wandel in der Bürokultur ausgegangen, sagte Alstria-Finanzvorstand Alexander Dexne am Dienstag bei der Vorstellung der Quartalszahlen. In der Branche habe man damals geglaubt, dass "die Leute nie wieder in einen Wolkenkratzer in Manhattan zurückkehrten". Doch diese Diskussion habe kaum ein Jahr angehalten. Entsprechend richte Alstria, selbst auf Büroimmobilien spezialisiert, aktuell den Blick auf längerfristige Trends über Corona hinaus. Firmen seien weiter daran interessiert, mit attraktiven Büros Personal zu binden.

In der Branche wird derzeit darüber diskutiert, ob der Trend zum Homeoffice die Nachfrage nach Büroimmobilien schmälert. Einer damit einhergehenden Reduzierung von Fläche widerspricht, dass Firmen mehr Platz für Konferenzräume und zum Abstandhalten einplanen dürften. Auch ist unklar, in welchem Maße Unternehmen tatsächlich Homeoffice für mehrere Tage pro Woche erlauben, und ob Mitarbeiter in der Firmenzentrale dann auch zur abwechselnden Nutzung von Schreibtischen ("desk-sharing") bereit sind.

Der Corona-Effekt werde in der Branche derzeit überbewertet, so Dexne weiter. Tatsächlich Einfluss auf die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland habe vielmehr, wie sich hierzulande die Konjunktur entwickle und wie schnell der Ausbau des Dienstleistungssektors und die Urbanisierung voranschritten. "Wir sind bei Alstria in unserem Denken auch von Covid beeinflusst", räumte Dexne ein. "Wir müssen aber sichergehen, dass wir nicht den Wald vor lauter Bäumen übersehen."

Das Hamburger Unternehmen hat ein Portfolio aus 110 Gebäuden in Deutschland mit einem Gesamtwert von 4,6 Milliarden Euro und 1,4 Millionen Quadratmetern vermietbarer Fläche. Im ersten Quartal lagen die Mieteinnahmen mit 44,7 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Auch das operative Ergebnis (FFO nach Minderheiten) blieb mit 29,4 Millionen Euro unverändert. Für das Gesamtjahr rechnet Alstria ebenfalls weiter mit gleichbleibenden Werten. Für 2020 soll der virtuellen Hauptversammlung am Donnerstag eine Dividende von 53 Cent je Aktie vorgeschlagen werden. Auch 2019 gab es 53 Cent.

Die Aktie des MDax-Konzerns notierte rund ein Prozent im Plus.