NEW YORK/MÜNCHEN (awp international) - Die US-Regierung erlegt der Allianz nach Fondsverlusten in Milliardenhöhe wegen Betrugsvorwürfen eine harte Strafe auf: Der Münchner Konzern muss Strafe in mindestens dreistelliger Millionenhöhe zahlen, ausserdem darf die verantwortliche Vermögensverwaltung Allianz Global Investors ihr US-Geschäft nicht mehr in der bisherigen Form weiterführen. Deswegen wird die US-Gesellschaft der AGI in den USA ihr dortiges Geschäft mit etwa 120 Milliarden Dollar Kundengeldern auf einen "neuen US-Partner" übertragen, wie die Allianz am Dienstag in München mitteilte.

Grosse US-Anleger hatten im März 2020 mit AGI-Fonds laut Börsenaufsicht SEC fünf Milliarden Dollar verloren und anschliessend Milliardenklagen gegen die Allianz eingereicht. Die SEC gab bekannt, den zur Allianz gehörenden Vermögensverwalter AGI und die drei beschuldigten Manager wegen eines "massiven Betrugskomplotts" zur Verantwortung zu ziehen.

Laut SEC zahlt die Allianz zur Klärung der Vorwürfe mehr als eine Milliarde Dollar an die Börsenaufsicht. Die Allianz selbst sprach in ihrer Mitteilung hingegen von 675 Millionen Dollar Strafe an die SEC, weitere 174,3 Millionen gehen demnach als "Gewinnabschöpfung" an das US-Justizministerium. Diese Summen sind laut Allianz die Nettozahlungen.

Die SEC geht davon aus, dass die drei beschuldigten Manager seit 2016 insgesamt sowohl gut 114 Kunden als auch die Aufsicht über die wahren Risiken der sogenannten Structured Alpha Fonds getäuscht haben. Die Münchner Konzernzentrale räumte in ihrer Mitteilung kriminelles Fehlverhalten einiger weniger AGI-Mitarbeiter ein, die mittlerweile nicht mehr bei dem Konzern beschäftigt seien. Ermittelt hatte neben der SEC das Ministerium in Washington. Eingeschaltet hat sich laut SEC auch die Staatsanwaltschaft mit parallelen Vorwürfen, demnach haben die drei Manager Schuldeingeständnisse abgegeben.

Die Allianz-Aktie legte nach den Neuigkeiten aus den USA zu und ging am Abend mit einem Plus von rund 1,7 Prozent aus dem Handel. Laut Allianz bringen die Zahlungen an die US-Behörden keine weiteren finanziellen Belastungen für den Dax-Konzern mit sich. Denn die Allianz hatte bereits 5,6 Milliarden Euro zurückgelegt, den Grossteil davon für Vergleiche mit den Grosskunden - institutionellen Anlegern, zu denen laut US-Medienberichten unter anderem die Gewerkschaft Teamsters gehörte.

Die Kunden hatten die AGI 2020 verklagt, weil der Vermögensverwalter während des Börsenbebens zu Beginn der Corona-Pandemie bei bestimmten Fonds von der vereinbarten Strategie abgewichen sei. Das Unternehmen hatte die Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen. Doch die US-Behörden stufen die Verluste als Kriminalfall ein.

Die Allianz zählt zu den grössten Vermögensverwaltern der Welt, Ende vergangenen Jahres hatten Kunden den beiden Tochtergesellschaften AGI und Pimco fast 2 Billionen Euro anvertraut. Die AGI ist die kleinere der beiden Gesellschaften, wesentlich grösser ist das US-Unternehmen Pimco, das jedoch weder an den Verlusten noch an den folgenden rechtlichen Auseinandersetzungen beteiligt war. Wer der neue US-Partner der AGI sein soll, liess die Allianz offen. AGI soll eine Beteiligung an der neuen Einheit übernehmen, ausserdem soll es eine wechselseitige Kooperation im internationalen Vertrieb geben./cho/DP/stw