HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kreditversicherer Allianz Trade warnt vor Wirtschaftskriminellen, die sich die Homeoffice-Welle und "Social Engineering" für ihre Taten zunutze machen. Besonders die Betrugsmasche, bei der Zahlungsströme umgeleitet werden, habe im vergangenen Jahr um 29 Prozent zugenommen, sagte der Allianz-Trade-Betrugsexperte Rüdiger Kirsch am Mittwoch in Hamburg. Bei der Höhe der Schäden sei es sogar ein Drittel mehr als noch 2021. Konkrete Zahlen zur Menge der Fälle und zur Schadenshöhe nannte er nicht. Kirsch geht aber davon aus, dass der Trend in diesem Jahr anhält.
Dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge ist die Zahl der erfassten Fälle von Wirtschaftskriminalität insgesamt im vergangenen Jahr um 42,6 Prozent auf mehr als 73 000 Fälle gestiegen. Allein fast 34 000 Fälle stammten dabei jedoch aus einem Sammelverfahren zu einer Online-Dating-Plattform in Schleswig-Holstein.
Gemessen an allen polizeilich bekannt gewordenen Straftaten betrug der Anteil der Wirtschaftskriminalität nach BKA-Angaben im vergangenen Jahr 1,3 Prozent - nach 1,0 Prozent im Jahr 2021. Der Gesamtschaden betrug gut zwei Milliarden Euro - 14,6 Prozent weniger als 2021.
Beim Social Engineering nutzen Kriminelle menschliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Angst oder Respekt vor Autorität aus, um Personen zu manipulieren. So verleiten sie das Opfer etwa dazu, Überweisungen zu tätigen. Seit dem vergangenen Jahr wieder in Mode sei zudem die "Fake President"-Masche. Dabei schicken Hacker E-Mails mit Überweisungsanforderungen an ausgespähte Mitarbeiter - und zwar im vermeintlichen Namen des Chefs. "2022 gab es 15 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr und die gemeldeten Schäden stiegen sogar um 38 Prozent", sagte Kirsch.
Auch wenn Angriffe von Außen zunähmen, richteten nach wie vor die meisten und vor allem größten Schäden Täter an, die in dem jeweiligen Unternehmen angestellt seien./klm/DP/stw