(Im sechsten Absatz wurde die Stellungnahme der Allianz Österreich korrigiert. Die Fachleute des Konzerns gehen davon aus, dass Intensität und Häufigkeit von Wetterextremen in Österreich ebenso wie weltweit weiter zunehmen werden rpt zunehmen werden.)

BERLIN (dpa-AFX) - Die Unwetterserie dieses Sommers könnte außergewöhnlich hohe Schäden in Deutschland, der Schweiz und in Österreich anrichten. Schon vor den jetzigen Überflutungen in der Eifel waren die Gewitter- und Hagelschäden vielerorts überdurchschnittlich hoch, wie der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) und einzelne Unternehmen berichten. "Es zeichnet sich ab, dass sich dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zu einem der schadenträchtigsten seit 2013 entwickeln könnte", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Bereits im Juni hatten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht.

Dass die Schäden hoch sind, liegt nicht nur an der Natur. Der Rückversicherer Munich Re macht "sozioökonomische Veränderungen" mitverantwortlich. "Das heißt, in den betroffenen Gebieten steigt die Dichte und der Wert von Immobilien und Infrastruktur, den sogenannten Exposures." Das Ausmaß der Schäden füge sich in die Beobachtung der vorangegangenen Jahre ein, sagte ein Sprecher. "Über die letzten zehn Jahre beobachteten wir immer wieder intensive konvektive Ereignisse. Das sind Gewitter mit lokal großen Regenmengen oder Hagel."

Derzeit haben die Versicherer alle Hände voll zu tun: "In unserem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden sowie im Geschäft mit Industriekunden laufen für das aktuelle Unwetter ständig neue Schadenmeldungen ein", hieß es beim Talanx-Konzern mit seiner Hauptmarke HDI in Hannover. "Es ist deshalb zu früh, über die Anzahl und die Höhe etwas zu sagen oder die Schäden zu bewerten."

Doch auch der Juni war schon teuer, und nicht nur in Deutschland. Ein Schwerpunkt der Unwetter lag bislang im Süden und in den Alpen. Beispiel Schweiz: "Insgesamt gesehen ist es bislang für die Allianz Suisse ein absolutes Rekordjahr, was Nat-Cat-Schäden anbelangt", sagt ein Sprecher der Allianz in Zürich. "Nat Cat" ist die bei Versicherungen übliche Abkürzung für Naturkatastrophen.

"Zum aktuellen Zeitpunkt rechnen wir aus den verschiedenen Unwetterereignissen mit weit mehr als 20 000 Schadenmeldungen und einer Schadensumme von über 106 Millionen Franken." Das wäre deutlich mehr als in den bisherigen Rekordjahren 2009 und 2012 mit Schäden von rund 90 Millionen Franken in der Schweiz.

In Österreich verbuchte die Allianz bislang 55 Millionen Euro Unwetterschäden, ebenfalls eine hohe Summe. Die Fachleute des Konzerns gehen davon aus, dass die Intensität und Häufigkeit von Wetterextremen in Österreich ebenso wie weltweit weiter zunehmen werden.

Unwetter treffen finanziell vor allem zwei Sparten der Sachversicherung: Gebäude und Kfz - bei Autos in der Regel in Form von Hagelschäden. Die HUK Coburg verzeichnet in diesem Sommer in Deutschland bislang 50 000 Schadenmeldungen nach Unwettern, darunter 35 000 beschädigte Autos. "Das ist schon eine starke Größenordnung", sagte ein Sprecher.

Eine genaueres Bild der Unwetterschäden dieses Jahres wird sich im August ergeben, wenn die börsennotierten Versicherungskonzerne ihre Halbjahresbilanzen vorlegen. Sicher sagen lässt sich jetzt schon, dass die tatsächlichen Schäden höher sein werden als die von den Versicherungen bezahlten Summen.

Teuer wird das vor allem für Hausbesitzer ohne Elementarschadenversicherung, ein Zusatzbaustein der Gebäudeversicherung. Laut GDV sind bundesweit zwar fast alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert, doch weniger als die Hälfte - 46 Prozent - auch gegen Hochwasser und Überschwemmung./cho/maa/stw/DP/stw