FRANKFURT (dpa-AFX) - Lebensversicherer und Pensionskassen müssen sich nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin wegen der Corona-Krise noch auf Jahre hinaus auf niedrige Zinsen am Finanzmarkt einstellen. "Aktuell ist die Lage aber nicht existenzbedrohend. Wir erwarten keine Dammbrüche", sagte Deutschlands oberster Versicherungsaufseher, Frank Grund, der Deutschen Presse-Agentur und der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Aufsicht hält derzeit rund 20 von 80 Lebensversicherern und 36 von 135 Pensionskassen unter verschärfter Beobachtung.

"Niedrigzinsen schlagen bei Pensionskassen stärker durch als bei Lebensversicherern, da Pensionskassen fast ausschließlich lang laufende Renten mit zum Teil hohen Garantien in ihrem Bestand haben", erläuterte Grund. "Ein Ausgleich durch andere Geschäftsfelder ist nicht möglich. Lebensversicherer können insoweit schneller reagieren und auch andere Produkte anbieten."

Um die hohen Zusagen der Altverträge abzusichern, müssen die Versicherer seit 2011 Geld zurückstellen. In den Kapitalpuffer - im Fachjargon Zinszusatzreserve genannt - werden in diesem Jahr nach Berechnungen der Bafin 10,5 Milliarden Euro fließen. 2021 dürften es 10,4 Milliarden Euro sein. "Die Spitze dürfte laut unserer aktuellen Prognoserechnung 2030 mit dann insgesamt 132 Milliarden Euro erreicht sein", sagte Grund. "Die Zuführungen zu der Zinszusatzreserve sind eine deutliche Belastung für die Unternehmen. Zum Teil müssen sie dafür auch stille Reserven auflösen."

Zugleich sprach sich Grund dagegen aus, Versicherungsunternehmen die Zahlung von Dividenden in der Corona-Krise gänzlich zu verbieten. Er mahnte aber zur Vorsicht. "Die Unternehmen sollten nur Geld an die Anteilseigner ausschütten, wenn sie sich es auch leisten können. Wir überprüfen das."/mar/stw/DP/zb