Damit will Europas größter Versicherer das Geschäft der Schaden- und Unfall-Sparte von LV= stärken, bei der die Allianz vor knapp zwei Jahren eingestiegen war. Nun übernimmt sie auch die restlichen 51 Prozent der Anteile an der LV= General Insurance, wie sie am Freitag mitteilte. Für die beiden Zukäufe zusammen gibt die Allianz 925 Millionen Euro aus. Der Münchner Versicherungsriese konzentriert sich zuletzt auf kleinere Übernahmen zur Abrundung des Geschäfts in wichtigen Märkten, nachdem eine große Fusion nicht in Sicht ist.

Für die Sachversicherungs-Sparte von L&G zahlt die Allianz umgerechnet 275 Millionen Euro. Damit stärkt sie vor allem ihr Gebäudeversicherungs-Geschäft. Der britische Versicherer hatte die Sparte, die auch Haustier-Policen verkauft, Ende 2018 zum Verkauf gestellt, weil er sie nicht mehr zum Kerngeschäft zählt. Medienberichten zufolge hatte auch der Direktversicherer Direct Line mitgeboten. 2018 kam die Sparte auf Bruttoprämien von 410 Millionen Pfund. Mit LV= und dem eigenen Geschäft in Großbritannien, das auf den Maklervertrieb und auf Großkunden konzentriert ist, kommt die Allianz nun auf gut vier Milliarden Pfund an Prämien, zwölf Millionen Kunden und einen Marktanteil von neun Prozent.

ERGEBNISSE VERHAGELT

L&G erklärte, bei der Allianz seien ihre zwei Millionen Kunden in guten Händen. "Das ist die richtige Entscheidung für unsere Kunden und Aktionäre", sagte Vorstandschef Nigel Wilson. Der Versicherer hatte die Sach-Tochter im vergangenen Jahr mit rund 30 Millionen Pfund gestützt, nachdem sie wegen einer Serie von Unwetterschäden in die roten Zahlen gerutscht war. L&G hat sich zuletzt von einer Reihe von Beteiligungen getrennt und damit nach eigenen Angaben mehr als 1,5 Milliarden Pfund erlöst.

Die Analysten der UBS sehen den Zukauf der Allianz mit Blick auf den scharfen Wettbewerb in Großbritannien kritisch: "Das ist das Letzte, was die britischen Sachversicherer gebraucht haben." Für die Allianz könnte die Übernahme nur sinnvoll sein, wenn sie sie für den Einstieg ins Direktversicherungs-Geschäft nutze, das sie derzeit europaweit ausrollt. Mit Zukäufen wie diesem kann die Allianz auch die Erosion der Prämien ausgleichen, die ihr in einem Konjunkturabschwung droht. Finanzvorstand Giulio Terzariol hatte gesagt, der Versicherer habe für kleinere Übernahmen in diesem Jahr rund 1,5 Milliarden Euro reserviert.

Die Liverpool Victoria Friendly Society (LV=) ist anders as L&G vor allem für Autoversicherungen bekannt. Die Allianz hatte 2017 zunächst 49 Prozent übernommen und vereinbart, bis Ende 2019 auf 70 Prozent aufzustocken. Nun übernimmt sie die Anteile früher als erwartet und komplett, was sie laut LV= weitere 365 Millionen Pfund kostet. Insgesamt hat sie damit für die Sach-Sparte des Gegenseitigkeits-Versicherers 1,08 Milliarden Pfund gezahlt.