München (Reuters) - Die Allianz steuert in diesem Jahr auf einen neuen Rekordgewinn zu. Das operative Ergebnis werde zwischen dem Vorjahresniveau von 13,4 Milliarden Euro und 14,4 Milliarden liegen, also in der oberen Hälfte der anvisierten Spanne, legte sich Finanzvorstand Giulio Terzariol nach dem dritten Quartal fest.

Im August war er angesichts des Ukraine-Krieges noch vorsichtig gewesen. "Die robuste Ertragskraft der Allianz ist ein gutes Vorzeichen für unseren langfristigen Wachstumskurs", sagte der Italiener am Mittwochabend in München.

Im Sommer lief es für Deutschlands größten Versicherer vor allem in der Schaden- und Unfall-Sparte gut. Das operative Ergebnis stieg im dritten Quartal um sieben Prozent auf 3,48 Milliarden Euro. Analysten hatten der Allianz im Schnitt nur 3,39 Milliarden zugetraut. Nach neun Monaten steht die Allianz schon bei 10,2 Milliarden Euro.

Die wachsende Zuversicht unterstreicht der Versicherer auch mit dem zweiten Aktienrückkauf in diesem Jahr: Mitte November will er beginnen, Allianz-Aktien für bis zu eine Milliarde Euro am Markt aufzukaufen. Die Rückkaufaktion soll spätestens Ende 2023 abgeschlossen sein. Mit Aktienrückkäufen geben Unternehmen überschüssiges Kapital - ähnlich wie mit Dividenden - an die Anteilseigner zurück. Die Allianz hatte in diesem Jahr in zwei Schritten bereits Aktien für eine Milliarde Euro zurückgekauft. Die Branchenaufsicht BaFin hatte die europäischen Versicherer angesichts der starken Inflation ermahnt, bei Ausschüttungen "sehr vorsichtig" vorzugehen. Die Solvenzquote der Allianz ist binnen Jahresfrist bis Ende September auf 199 von 209 Prozent geschrumpft.

"Unsere ausgezeichneten Ergebnisse in diesem Quartal beweisen erneut die Widerstandsfähigkeit und Stärke der Allianz in einem dramatischen geopolitischen und marktbezogenen Umfeld", sagte Vorstandschef Oliver Bäte. Die starke Bilanz und die Kompetenz im Kapitalmanagement schüfen zudem "wertvolle Optionen für die Allianz, die es uns ermöglichen, einem sich verändernden wirtschaftlichen Umfeld zuversichtlich zu begegnen".

Der teure Skandal um Verluste von US-Anlegern mit Allianz-Hedgefonds schlägt sich allerdings noch im Nettogewinn nieder. Nach einem milliardenschweren Vergleich mit Investoren und den US-Behörden steht nach neun Monaten ein Nettoergebnis von 4,7 (6,9) Milliarden Euro zu Buche, ein Rückgang um knapp ein Drittel. Im operativen Geschäft mit Sach- und Leben-Policen und mit Investmentfonds hat er sich kaum ausgewirkt. Der Umsatz lag nach drei Quartalen mit 116 Milliarden Euro um fünf Prozent über Vorjahr.

Im dritten Quartal lief es am besten in der Schaden- und Unfallversicherung, wo die Allianz die Beitragseinnahmen um 14 Prozent ausweitete. Das operative Ergebnis der Sparte schnellte um fast ein Drittel auf den Rekordwert von 1,7 Milliarden Euro. In der Lebensversicherung musste der Konzern dagegen Abstriche machen, weil es im US-Geschäft schlechter lief. Die Vermögensverwaltung litt unter den sinkenden Kursen an Aktien- und Anleihemärkten, die das verwaltete Vermögen innerhalb von drei Monaten um 43 Milliarden Euro schrumpfen ließen. Anleger zogen 20 Milliarden Euro aus den Fonds ab. Das operative Ergebnis lag zehn Prozent unter Vorjahr.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)