Von Julie Steinberg und Justin Baer

FRANKFURT (Dow Jones)--Bei der Allianz steht offenbar der Abgang der für das Asset Management und die US-Lebensversicherung zuständigen Vorständin bevor. Gespräche über ein vorzeitiges Ausscheiden von Jaqueline Hunt liefen, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen. Die laufenden Untersuchungen im Zusammenhang mit von Allianz Global Investors aufgelegten Hedgefonds ("Structured Alpha"), die im vergangenen Jahr massive Verluste verzeichneten, dürften dabei eine Rolle spielen.

Hunt ist seit 2016 bei der Allianz. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen Allianz Global Investors und Pimco. Ihr Vertrag ist 2019 erneuert worden und läuft bis Ende 2022.

Der Konzern teilte mit, er erwäge eine "Beschleunigung der Nachfolgeplanung" im Vorstand. Diese Überlegungen seien langfristiger und strategischer Natur, stünden aber auch im Zusammenhang mit dem Asset Management, das derzeit mit besonderen Herausforderungen wegen der Structured-Alpha-Angelegenheiten konfrontiert sei.

Laut einer informierten Person hatte Hunt dieses Jahr bereits selbst gesagt, dass sie das Unternehmen früher verlassen wolle, schon bevor das US-Justizministerium die Allianz im August über seine Ermittlungen in Kenntnis gesetzt hatte. Sie verwies demnach auf Meinungsverschiedenheiten über die Unternehmenskultur, die sich über die Zeit angesammelt hätten.

Die beiden Seiten haben sich noch nicht auf einen Ausstiegstermin geeinigt, wie die informierten Personen sagten. Ein Informant sagte, es stehe ein Nachfolger bereit, dem die Regulierungsbehörden noch die Freigabe erteilen müssten.

Die Allianz, einer der größten Asset Manager weltweit, hatte Anfang August gewarnt, Klagen in den USA im Zusammenhang mit den Structured-Alpha-Fonds könnten "erhebliche Auswirkungen" auf künftige Finanzergebnisse des Konzerns haben. Zuvor hatte sich nach der US-Börsenaufsicht SEC auch das Justizministerium in Washington in die Ermittlungen eingeschaltet.

Rückstellungen hat der Konzern dafür aber noch nicht gebildet, weil er die Auswirkungen der Klagen noch nicht abschätzen kann. Das Unternehmen kooperiert mit den Ermittlern und hat seine eigene Untersuchung gestartet. Die fokussiert sich auf Risiko- und Compliance-Management im Zusammenhang mit den Fonds.

Informanten sagten, dass sich zwischen Hunt und Vorstandschef Oliver Bäte in den vergangenen Jahren Spannungen aufgebaut hätten. Eine Person sagte, Hunt und andere hätten das Gefühl, das in dem Umfeld Meinungsverschiedenheiten und Herausforderungen weniger geduldet werden.

Die Allianz teilte dazu mit, sie befrage die Mitarbeiter jährlich zur Unternehmenskultur. Dabei werde auch die Frage gestellt, ob sie der Ansicht sind, dass sie unethische Vorgänge ohne Sorge vor negativen Folgen melden könnten. Unabhängige Experten hätten die Ergebnisse der Umfragen inklusive dieses Punktes vergangenes Jahr als "Best in Class" bewertet.

Der Aufsichtsrat werde Änderungen im Vorstand bei seiner nächsten Sitzung am 30. September diskutieren, so der Konzern.

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September 20, 2021 08:50 ET (12:50 GMT)