München (Reuters) - Deutschlands größter Lebensversicherer Allianz Leben erhöht die Überschussbeteiligung im kommenden Jahr angesichts der wackligen Kapitalmärkte nicht weiter.

Die Gesamtverzinsung für die moderneren "Perspektive"-Tarife ohne lebenslange Zinsgarantien bleibt bei 3,8 Prozent, wie die Allianz-Tochter am Montag mitteilte. Bei klassischen Policen sind es wie im laufenden Jahr 3,5 Prozent. "Wir haben den Zinsanstieg der vergangenen beiden Jahre genutzt, um mit deutlichen Zinsschritten ein starkes Zeichen zu setzen", sagte Allianz-Leben-Chefin Katja de la Vina. "Dieses Niveau können wir nun stabil halten."

Die Allianz Leben, die allein für knapp ein Viertel aller verkauften Lebensversicherungen in Deutschland steht und 10,7 Millionen Kunden zählt, hatte die Gesamtverzinsung in den vergangenen zwei Jahren um jeweils 0,3 Prozentpunkte nach oben geschraubt. Dass die Verzinsung beim Marktführer nun stagniere, sei ein Zeichen der Unsicherheit, wie es an den Finanzmärkten weitergehe, sagte Lebensversicherungsexperte Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata der Nachrichtenagentur Reuters. Erhöhungen seien in den folgenden Jahren wieder möglich. "Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange", sagte Heermann. Es dauere aber, bis sich höhere Marktzinsen in den Kapitalanlagen der Versicherer niederschlügen. Branchenweit machten festverzinsliche Papiere rund 70 Prozent des Anlagebestandes aus, "Tendenz wieder zunehmend".

Die Gesamtverzinsung der Allianz setzt sich zusammen aus einer laufenden Verzinsung von 2,8 Prozent (für "Perspektive") und 2,7 Prozent (klassische Tarife), dem Schlussüberschuss und der Beteiligung an den Bewertungsreserven. Bei kapitalmarktnahen Policen bezieht sie sich aber nur auf den Teil des im Sicherungsvermögen angelegten Kapitals; dafür bietet die Allianz ebenfalls eine Gesamtverzinsung von 3,8 Prozent. Die Kunden griffen zuletzt wieder zu sicheren Produkten. "Wir haben zuletzt eine große Nachfrage nach 'Perspektive' gesehen", sagte Allianz-Leben-Produktvorstand Volker Priebe zu Reuters. "Aber über die Hälfte unserer Kunden greifen weiterhin zu den kapitalmarktnahen Produkten."

Viele Lebensversicherer orientieren sich - wenn möglich - an der Allianz. Einige, die in den vergangenen Jahren vorsichtiger geblieben waren, ziehen nun aber nach: Die AXA Leben und ihre Tochter DBV etwa erhöhen die laufende Verzinsung für 2025 auf 3,0 von 2,6 Prozent. Die zur Münchener Rück gehörende Ergo Vorsorge stockt auf 2,8 von 2,6 Prozent auf. Die Ergo Leben (früher Hamburg-Mannheimer), die kein Neugeschäft mehr betreibt, schraubt die Verzinsung auf 2,7 von 2,25 Prozent. Die LVM Lebensversicherung, die in den vergangenen zwei Jahren um insgesamt 0,7 Prozent erhöht hatte, bleibt für 2025 bei einer laufenden Verzinsung von 2,4 Prozent.

Assekurata-Experte Heermann prognostiziert, dass der Branchendurchschnitt für neue Rentenversicherungen zwischen 2,60 und 2,65 Prozent liegen dürfte. Das wären rund 0,2 Prozentpunkte mehr als 2024. "Die Allianz ist für viele ein Signal. Jetzt werden vielleicht andere auch stillhalten", sagte er.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)