Die deutschen Lebensversicherer müssen in den nächsten Jahren nach eigenen Schätzungen weitere 75 Milliarden Euro für ihre Zinsversprechen aus der Vergangenheit zurücklegen.

Der Bestand der Zinszusatzreserve (ZZR) - derzeit rund 75 Milliarden Euro - werde sich binnen zehn Jahren mehr als verdoppeln, sagte der Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Guido Bader, am Montag in Köln. "Das wird Kraft kosten. Vor der Lebensversicherung liegen harte Jahre." Grund dafür sind nach Ansicht der Versicherungsmathematiker die Dauer-Niedrigzinsen. Nach den Eingriffen der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Coronakrise sei auf Jahre hinaus nicht absehbar, wann die Zinsen wieder nach oben gingen.

In diesem Jahr müssten die Lebensversicherer zum ersten Mal auch für Verträge zusätzlich Geld zurücklegen, für die sie einen Garantiezins von 1,75 Prozent festgesetzt hatten, also für die Jahre 2012 bis 2014, erklärte Bader. Dabei sei unklar, ob alle Versicherer genügend Erträge erwirtschafteten, um sich die Zuführung zur ZZR leisten zu können. Eine erneute Änderung der Berechnungsgrundlage für die ZZR, mit der die Lebensversicherer entlastet werden könnten, forderten die Aktuare aber nicht, betonte Baders Stellvertreter Herbert Schneidemann.