LONDON (awp international) - Investoren müssen sich nach der kurzfristigen Absage des geplanten Rekordbörsengangs der Ant Group laut einem Pressebericht nun wohl mindestens ein halbes Jahr gedulden. Zudem dürfte die Bewertung des grössten Fintech-Unternehmens der Welt deutlich gesenkt werden.

Das berichtete die "Financial Times" am Donnerstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Eine niedrige Bewertung des Unternehmens würde angesichts des Gegenwinds durch die chinesischen Behörden allerdings nicht überraschen.

Diese hatten zum Wochenbeginn neue Pläne für Beschränkungen der Online-Kreditvergabe vorgelegt, die das Geschäft der Ant Group stark beeinträchtigen dürften. Danach müssen solche Unternehmen künftig 30 Prozent der Kredite selbst finanzieren, die gemeinsam mit Banken vergeben werden. Experten sehen darin aber auch einen möglichen Schritt gegen ein Unternehmen, dass in den Augen der Regierung eventuell zu gross gegenüber dem Staat geworden ist.

Laut "FT" muss das Börsenprospekt neu erstellt werden. Dies dauere mindestens 6 Monate, da sich nun die regulatorischen Rahmenbedingungen geändert haben, hiess es weiter.

Der eigentlich für diesen Donnerstag in Hongkong und Schanghai geplante Börsengang sollte 34,5 Milliarden US-Dollar (29,2 Mrd Euro) einbringen und den bislang grössten Börsengang von Saudi Aramco in Höhe von 29 Milliarden Dollar in den Schatten stellen. Die Aufsichtsbehörden gingen allerdings abrupt und überraschend hart gegen die Ant Group vor, die vor allem wegen ihres in China populären mobilen Bezahldienst Alipay bekannt ist. Ungefähr ein Drittel des der Ant Group gehört dem Handelsriesen Alibaba./mis/stk