Im Gegensatz zu Amazon, dessen E-Commerce-Entwicklung durch das lukrative Cloud-Geschäft finanziert wird, generiert Alibaba den Großteil seines Umsatzes und sämtliche Gewinne aus seinem Online-Marktplatz. Die enttäuschende Börsenentwicklung im letzten Jahrzehnt ist episch: Alibaba notiert zum Einführungspreis von 2014, obwohl sich der Umsatz verzwanzigfacht und der Gewinn verdreifacht hat. Diese operative Leistung ist jedoch weniger spektakulär als die von Amazon.

Die undurchsichtige Offshore-Kontrollstruktur, die immer noch zweifelhafte Buchführung chinesischer Unternehmen und die Probleme von Jack Ma mit den Parteikadern haben dazu beigetragen. Hinzu kommt die unbestreitbare Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft, die von einigen auf die Folgen der Pandemie und von anderen auf das Ende eines fast halbjahrhundertelangen Wirtschafts-Superzyklus zurückgeführt wird.

Alibaba sieht sich zudem einer mehr oder weniger strukturellen Margenkompression gegenüber, da die Konkurrenz im E-Commerce in China rasant wächst. Zum Beispiel hat Shein, das vor einigen Jahren aus dem Nichts auftauchte, Zara inzwischen beim Geschäftsvolumen überholt.

Es bestehen auch Zweifel an der merkwürdigen Cash-Management-Strategie des Konzerns - wir sprechen über 76 Milliarden US-Dollar. Alibaba stapelt die Gewinne in der Bilanz, ohne Details über seine Cash-Investitionen offenzulegen.

Aber es tut sich etwas - wie die jüngsten Jahresergebnisse des Konzerns bestätigen. Alibaba startet eine umfassende Restrukturierung, um sein Aktivitätenportfolio zu vereinfachen: Die defizitären Logistik- und Lebensmittelsegmente werden unabhängig gelistet, während das Cloud-Segment durch einen Spin-off von der Holding getrennt wird.

Alibaba konzentriert sich vollständig auf den E-Commerce und kündigt parallel dazu ein massives Aktienrückkaufprogramm an. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden bereits 11 Milliarden US-Dollar dafür aufgewendet. Der Konzern schätzt, dass dies 44% seines Free Cashflows entspricht.

Eine vereinfachte Struktur, eine 8-fache Gewinnbewertung und ein massives Aktienrückkaufprogramm: Das sind wohl die Faktoren, die in den letzten Wochen das Interesse zahlreicher Hedgefonds-Manager geweckt haben...