Zürich (awp) - Der Augenheilkundekonzern Alcon will nicht nur organisch, sondern auch via Übernahmen wachsen. Dabei werde das gesamte Spektrum in der Augenheilkunde angeschaut, sagte CEO David Endicott in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit The Market.

"Ein gutes Beispiel dafür, wo wir stärker werden möchten, ist bei den Augenmedikamenten", erklärte der Firmenchef. Dort hat Alcon vor knapp zwei Wochen mit dem Kauf der US-Rechte von Simbrinza von Novartis gegen Augeninnendruck für 355 Millionen US-Dollar bereits akquiriert.

Das Medikament ermögliche dem Unternehmen den Einstieg in das Geschäft mit Medikamenten gegen Augenkrankheiten, die vom Arzt verschrieben werden. "Das hat auch den Vorteil, dass wir dort jetzt gross genug sind, um uns eine eigene, auf Ophthalmologen spezialisierte Vertriebseinheit leisten zu können", führte der CEO aus. Damit können Alcon in Zukunft nicht nur Simbrinza, sondern auch die bestehenden Augentropfen über Augenärzte vermarkten und nicht wie bisher nur über Optometristen, also Spezialisten für Sehkorrekturen, Kontaktlinsenanpassungen und für die Vorsorge von Augenkrankheiten.

Das Portfolio von Novartis ex Lucentis, Beovu und Xiidra erscheint dem Alcon-Chef im Moment nicht besonders spannend, weil es sich bei diesen Medikamenten vor allem um ältere, wachstumsschwache Wirkstoffe mit auslaufendem Patentschutz handelt. "Wir konzentrieren uns eher auf Medikamente, die noch lange Zeit exklusiv vermarktet werden können, wie das bei Simbrinza der Fall ist. Dessen Patent läuft erst 2030 aus", so Endicott weiter.

Das Ziel von 10 Milliarden US-Dollar Umsatz bis 2025 sieht der Firmenchef nicht in Gefahr. Für 2021 sei Alcon aber etwas vorsichtig. Denn "wir dachten ursprünglich, dass sich die Umsätze bis Ende 2020 auf das Niveau von vor der Pandemie normalisieren würden". Das habe sich leider nicht bewahrheitet. "Der für uns relevante Markt liegt immer noch bei 95 Prozent des Vorkrisenniveaus und wird sich im Jahr 2021 eher graduell denn exponentiell erholen", sagte der CEO. Er sehe aber auch, dass Alcon Marktanteile hinzugewinne.

sig/kw