Bern (awp) - Die Aktien der ehemaligen Novartis-Tochter Alcon sind am Mittwoch stark unter Druck geraten. Das Unternehmen für Augenheilkunde hat gemäss den am Vorabend veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal beim EBIT und Betriebsergebnis einen Verlust eingefahren, der weit hinter den Analystenschätzungen zurückliegt.

Das in der Augenheilkunde tätige Unternehmen hat im zweiten Quartal beim Umsatz zwar im Rahmen der Analystenerwartungen abgeschnitten. Das operative Ergebnis lag teilweise allerdings weit hinter den Erwartungen.

Um 12.20 Uhr verlieren Alcon Namen 4,8 Prozent auf 52,32 Franken. Der Gesamtmarkt (SMI) notiert hingegen mit 0,4 Prozent im Plus.

Wie aus Analystenkreisen verlautet, bewegt sich der Umsatzrückgang mit knapp 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr in etwa im Rahmen der Erwartungen. Während der Bereich Surgical besser als befürchtet abgeschnitten habe, sei die Absatzsituation im Bereich Vision Care schlechter als gedacht gewesen, so lautet der Tenor.

Kritisch wird in Marktkreisen vor allem die Kostenentwicklung betrachtet. Gemäss Berechnungen von Analyst James Gordon von JPMorgan liegen die operativen Ausgaben um rund 10 Prozent oder 54 Millionen Dollar über seinen Schätzungen. Den Grossteil der Differenz zwischen dem effektiven Verlust und den Erwartungen führt Gordon jedoch auf einmalige Faktoren wie ausserordentliche Lagerkorrekturen oder Rückstellungen für nicht bezahlte Rechnungen zurück.

Ähnliches vermutet auch der Experte von Golman Sachs, der die vorgelegten Zahlen allgemein als zufriedenstellend ansieht und "durch die relative Outperformance des Geschäftsbereichs Surgical ermutigt" sei.

Analystin Sibylle Bischofberger von der ZKB betont ebenfalls, dass Alcon die Kosten viel weniger senken konnte als erwartet. Das Unternehmen weise eine starke operative Hebelwirkung auf, die nun negativ auf Alcon laste, da die hohen Fixkosten nicht absorbiert werden könnten.

Der Berufskollege bei Mirabaud Securities wiederum stösst sich daran, dass auch das operative Kernergebnis im zweiten Quartal in die roten Zahlen rutschte. Seines Erachtens sollten die Kapitalallokation, die Kosten sowie die Cash-Flow-Entwicklung künftig besonders gut im Auge behalten werden.

Dass die ehemalige Novartis-Tochter weiterhin keine quantitativen Jahresvorgaben angibt, überrascht die Experten nicht. Daniel Buchta von Vontobel erwartet, dass der Gegenwind durch die Coronakrise auch noch über 2020 hinaus bestehen dürfte. Er könne sich sogar vorstellen, dass Alcon aus diesem Grund seine Langfristziele für 2023 verpassen könnte.

Eine Analystenkonferenz ist für 14 Uhr angesetzt, wobei man sich in Analystenkreisen vor allem klärende Worte zu den Kosten erhofft.

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