Bern (awp) - Die Aktien des Augenheilkonzerns Alcon sind am Mittwoch im frühen Handel ziemlich stark unter Druck. Die am Vorabend publizierten Zweitquartalszahlen lagen zwar mehr oder weniger im Rahmen der Analystenerwartungen oder gar leicht darüber. Allerdings sah sich die ehemalige Novartis-Tochter gezwungen, die Umsatz- und Gewinnvorgaben für das ganze Jahr nach unten anzupassen.

 

Um 09.30 Uhr verlieren Alcon bei relativ hohen Volumen 5,8 Prozent auf 68,16 Franken, das bisherige Tagestief liegt mit 67,70 Franken gar noch etwas darunter. Der Gesamtmarkt (SMI) schwächelt ebenfalls und liegt aktuell um 0,4 Prozent unter dem Schlussstand vom Vortag.

Für Gesprächsstoff sorgen in Expertenkreisen vor allem die reduzierten Jahresziele. Diese hatte das Unternehmen erst im Mai anlässlich der Bekanntgabe der Erstquartalszahlen angehoben. Die Vorgaben galten damals selbst nach der Erhöhung als "eher konservativ".

Umso überraschender kommt für einige Analysten die jetzige Abwärtsanpassung. Auf Basis der neuen Ziele geht die US-Bank JPMorgan davon aus, dass die diesjährigen Konsensschätzungen beim Gewinn je Aktie um rund 7 Prozent nach unten revidiert werden könnten. Das Ergebnis sei - anders als im ersten Quartal - nicht nur von Licht, sondern auch von Schatten geprägt, heisst es denn auch.

Die ZKB bezeichnet die Reduktion der Guidance als "ärgerlich". Wegen der unvorteilhafteren Währungs-Entwicklung sei sie jedoch nachvollziehbar. Allerdings wirke die Guidance angesichts des starken ersten Halbjahrs nun eher konservativ und würde viel Raum für ein schwächeres 2H22 lassen. Dafür sehe er angesichts der heutigen Zahlen allerdings keinen Grund, so der zuständige Analyst in seinem Kommentar.

Weniger negativ

Auch die anderen Kommentare von Analysten sind deutlich weniger negativ, als es die Kursentwicklung erwarten liesse. Die Bank Vontobel bezeichnet das Ergebnis als zwar "durchwachsen", aber mit einer positiven Note. Die Markttrends sähen grundsätzlich gut aus. Alcon befinde sich nach der Abspaltung in einer Transformationsphase, so dass weitere Verbesserungen in den kommenden Jahren zu erwarten seien. Höchstens am erneuten Wertberichtigungsbedarf stösst sich die zuständige Analystin etwas.

Die Valoren von Alcon bekundeten schon in den Tagen vor der Quartalsergebnisveröffentlichung sichtlich Mühe. So warnte etwa die Bank Vontobel im Vorfeld vor steigenden Kosten bei einer gleichzeitig eher geringen Auslastung neugeschaffener Produktionskapazitäten. Seit Jahresbeginn errechnet sich bei den Aktien ein Minus von etwas mehr als 10 Prozent. Damit stehen diese im Vergleich mit anderen SMI-Titeln noch gut da.

 

uh/rw