(neu: weiterer Analystenkommentar und Aktienkurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger von Fresenius haben am Freitag verschreckt auf die Nachricht reagiert, dass der Medizinkonzern ähnliche Probleme wie die US-amerikanische Akorn hatte. Dahinter steht die Sorge, dass die Bad Homburger deshalb womöglich doch noch zu der milliardenschweren Übernahme des Generikaherstellers verdonnert werden könnten.

Die Aktien von Fresenius waren Schlusslicht im Leitindex Dax mit einem Verlust von gut 3 Prozent. Im Tief hatten sie sogar um fast 5 Prozent nachgegeben auf den niedrigsten Stand seit Ende Mai.

Fresenius-Manager Mats Henriksson hatte am Donnerstag vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware eingeräumt, dass Fresenius 2013 selbst mit ähnlichen Unregelmäßigkeiten bei Medizintests zu kämpfen hatte, wie der Konzern sie dem zunächst von ihm umgarnten US-Generikahersteller Akorn heute zum Vorwurf macht. Sollte nun Fresenius doch noch gezwungen werden, Akorn zu übernehmen, werden hohe Kosten befürchtet.

Müssten die Bad Homburger Akorn am Ende doch übernehmen, würden sie alle von Unregelmäßigkeiten betroffenen Produkte des US-Konzerns zurückrufen und dessen Betriebsprozesse überarbeiten, sagte Henriksson. Dies werde vier Jahre dauern und etwa 254 Millionen US-Dollar (218 Mio Euro) kosten.

Nach mehreren Verhandlungstagen habe Fresenius noch nichts Wesentliches vorgebracht, was ihren Rückzug aus der Übernahme rechtfertigen würde, sagte Analyst Randall Stanicky von der Bank RBC. Er rechne nicht damit, dass Fresenius letzten Endes aus dem Deal herauskomme.

"Fresenius hat sich aus dem Akorn-Deal zurückgezogen und das US-Unternehmen dafür kritisiert, dass es exakt die gleichen Tests genutzt hat", kritisierte ein Händler. Dass dies nun auf Fresenius zurückschlage und den Aktienkurs drücke, wundere ihn daher nicht.

Analyst Oliver Metzger von der Commerzbank hält die Kursreaktion der Fresenius-Aktie allerdings für übertrieben. "Gerade erst haben die Anhörungen begonnen und ein Ende des Rechtsstreits ist nicht vor 2019 zu erwarten", sagte er. Aktuell werde nur eine Facette näher beleuchtet, die womöglich für Akorn spreche, doch gebe es noch sehr viele andere. "Letztlich muss der Richter überzeugt werden, und da gibt es Punkte pro Fresenius und eben auch pro Akorn."

Zudem sieht Metzger durchaus Unterschiede im Vorgehen gegen die Unregelmäßigkeiten bei den Medikamententests der beiden Unternehmen. "Fresenius schritt rasch zur Tat und hat die Probleme behoben, während der Eindruck bei Akorn ein anderer ist."/ck/bek/he