München/Paris (Reuters) - Der Münchner Triebwerksbauer MTU stellt sich auf eine höhere Produktion von Airbus-Flugzeugen ein.

MTU-Chef Reiner Winkler sagte am Freitag, sein Unternehmen habe sich mit Airbus auf die Produktionsraten für Kurzstreckenmaschinen der A320-Familie für das Jahr 2024 geeinigt. "Der Markt ist da für höhere Produktionsraten, wir sind zuversichtlich, dass wir das schaffen." Auch der französische Hersteller Safran bestätigte, dass eine Vereinbarung mit Airbus erzielt worden sei, äußerte sich aber nicht weiter dazu. Airbus lehnte eine Stellungnahme ab.

MTU-Chef Winker sprach von einer Zielrate von 70 bis 75 Maschinen monatlich, nannte aber keine Details. Eine MTU-Sprecherin verwies auf laufende Diskussionen. Airbus hatte zuletzt bis zur Jahresmitte eine Entscheidung darüber angekündigt, ob die Produktion bis zum ersten Quartal 2024 auf 70 und bis 2025 auf 75 Maschinen hochgefahren werden soll. Der weltweit führende Flugzeugbauer stellt derzeit etwa 50 A320 pro Monat her. Zuletzt hatten sich die Triebswerksbauer CFM und in geringerem Umfang auch Pratt & Whitney zurückhaltend dazu geäußert, ob die Produktion nach Mitte 2023 auf mehr als 65 Maschinen gesteigert werden soll. Sie befürchten Einbußen in ihrem Wartungsgeschäft, sollten zu schnell neue Flugzeuge auf einen immer noch unter den Spätfolgen der Pandemie leidenden Markt geworfen werden.

ABSCHREIBUNGEN WEGEN SANKTIONEN IN RUSSLAND

Im ersten Quartal ging es für MTU bei Gewinn und Umsatz spürbar nach oben. Die Erlöse verbesserten sich den Angaben zufolge um knapp ein Fünftel auf 1,18 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn schnellte um 52 Prozent nach oben auf 131 Millionen Euro. Die Gewinnmarge weitete sich auf 11,1 Prozent von 8,7 Prozent vor Jahresfrist aus. Vorerst sieht sich MTU bei seinen Jahreszielen auf Kurs: "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine beobachten wir kontinuierlich", sagte Winkler. "Falls nötig werden wir unseren Ausblick anpassen." MTU rechnet mit einem Umsatz zwischen 5,2 und 5,4 Milliarden Euro und einem Plus beim Gewinn. Die guten Geschäftsaussichten spiegelten sich in einem Personalaufbau wider, sagte Winkler.

Bislang musste MTU wegen der Sanktionen gegen Russland etwa 52 Millionen Euro abschreiben. Der größte Teil davon entfällt auf ein Triebwerk für das russische Passagierflugzeug Irkut MC-21. Weitere Wertberichtigungen seien nicht nötig, sagte Finanzchef Peter Kameritsch. Auch bei der Rohstoffversorgung aus Russland zeigte sich MTU zuversichtlich. Der Anteil des russischen Titans liege bei rund zehn Prozent des Bedarfs, sagte Winkler; ab 2023 wolle MTU ganz ohne das Metall aus Russland auskommen. "Wir haben sehr lange Vorlaufzeiten, deswegen sind unsere Lager für dieses Jahr weitgehend gefüllt."

Beim französischen Hersteller Safran kommt die Hälfte des Titans aus Russland. Safran stellt neben Triebwerken auch Landevorrichtungen für Flugzeuge her, für die das Leichtmetall benötigt wird. An Alternativen werde gearbeitet, teilte das Unternehmen mit. Zugleich kündigte Safran-Chef Andries Einsparungen an, um die Folgen des Kriegs abzumildern. Im ersten Quartal meldete das Unternehmen ein Umsatzplus von 17 Prozent auf 4,07 Milliarden Euro.