Rom/Paris (Reuters) - Die Pläne für eine Konsolidierung im europäischen Satelliten-Geschäft werden konkreter.

Airbus, die französische Thales und die italienische Leonardo wollen ein Gemeinschaftsunternehmen für die Raumfahrt gründen, um der aufstrebenden Konkurrenz von Elon Musks "Starlink" besser Paroli zu bieten, wie drei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Vorbild sei die Struktur des Lenkflugkörper-Joint Ventures MBDA, an dem Airbus, die britische BAE Systems (je 37,5 Prozent) und Leonardo (25 Prozent) beteiligt sind, bestätigte Leonardo-Chef Roberto Cingolani am Dienstag. "Das ist es. Es ist schwer vorstellbar, dass es etwas anderes sein kann", sagte er am Rande einer Veranstaltung in Rom. "Aber die technischen Einzelheiten und die Führungsstruktur könnten anders aussehen."

Airbus und Thales wollten sich dazu nicht äußern. Alle drei künftigen Partner haben gleichermaßen mit der neuen Konkurrenz von Starlink zu kämpfen und schreiben in dem Bereich Verluste. Sie haben sich lange auf komplexe geostationäre Satelliten konzentriert, haben ihre Vorherrschaft aber längst an Starlink verloren, weil immer mehr kleine, billigere Satelliten in eine erdnähere Umlaufbahn geschossen werden. Cingolani schätzt, dass Satelliten künftig rund 75 Prozent des Raumfahrt-Geschäfts ausmachen.

Bisher haben sich die drei führenden europäischen Hersteller nur zu einer engeren Zusammenarbeit mit Blick auf eine größere Schlagkraft bekannt. Nun sind die Gespräche laut drei Insidern so weit fortgeschritten, dass die Pläne bei Airbus schon einen Codenamen bekommen haben: "Projekt Bromo" - nach einem Vulkan in Indonesien. Klar ist damit auch, dass nicht einer der drei die Satelliten-Sparten der anderen übernimmt, sondern dass Airbus, Thales und Leonardo an dem geplanten Joint Venture beteiligt sind.

Airbus und Thales haben im Raumfahrt-Geschäft massive Einsparungen angekündigt. Der französisch-deutsche Flugzeugbauer will in der Sparte bis Mitte 2026 bis zu 2500 Stellen streichen, sieben Prozent der Belegschaft. Der Schwerpunkt des - zumeist über freiwillige Maßnahmen geplanten - Personalabbaus dürfte in Frankreich liegen. Detaillierte Pläne sollen am Mittwoch und Donnerstag den Gewerkschaften vorgestellt werden. Thales spricht mit Arbeitnehmervertretern unterdessen über den Abbau von 1300 Arbeitsplätzen in dem Bereich.

(Bericht von Tim Hepher and Giulia Segreti; Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)