Im Ringen um eine neue milliardenschwere Raketenabwehr hat die Bundeswehr das Konsortium aus dem Rüstungsunternehmen MBDA und dem US-Konzern Lockheed Martin zur Abgabe einer dritten Offerte aufgefordert.

Man erwarte die Übersendung eines überarbeiteten Angebots bis zum Sommer, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Dienstag in Berlin. Dies werde die Grundlage für die abschließenden Vertragsverhandlungen bilden. Der CSU-Haushaltspolitiker Reinhard Brandl sagte dem "Donaukurier", wenn alles gut gehe, könne der Bundestag das Vorhaben Ende des Jahres beschließen. Insider zeigten sich aber wegen der langwierigen Vertragsprüfungsverfahren skeptisch.

Die neue Raketenabwehr ist eines der größten Rüstungsprojekte der Bundeswehr. Sie soll ab Ende der 2020er Jahre ausgeliefert werden und nach und nach die alten Patriot-Batterien von Raytheon ersetzen. Ursprünglich hatte die Politik für das Vorhaben, für das der Vertragsabschluss für 2016 angepeilt worden war, knapp vier Milliarden Euro veranschlagt. Nach früheren Angaben von Insidern dürften sich die Kosten jedoch um mehrere Milliarden erhöhen.

Das Verteidigungsministerium hatte sich bereits 2015 grundsätzlich für den Kauf eines MBDA-Systems entschieden, die Vertragsunterzeichnung lässt seither aber auf sich warten. Das europäische Unternehmen, an dem Airbus, die britische BAE Systems> und die italienische Leonardo beteiligt sind, legte zwar bereits 2016 allein ein Angebot vor, dies genügte dem Ministerium jedoch nicht. Es gebe grundlegende Zweifel, ob der Konzern in der Lage sei, ein derart großes Vorhaben allein zu stemmen.

MBDA gründete daraufhin mit dem weltgrößten Rüstungskonzern Lockheed ein Joint Venture. Das zweite Angebot, das das Konsortium im Juni 2019 abgab, erfüllte nach Aussagen von Insidern jedoch die Vorstellungen der Bundeswehr mit Blick auf Preis und Fähigkeiten nicht.