Frankfurt (Reuters) - Streiks, Unwetter, Klimaschutzproteste - der Frankfurter Flughafen hat in diesem Jahr mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen.

Neben der aktuellen Schwäche des Hauptkunden Lufthansa belastete ein globaler IT-Ausfall im Juli durch ein Problem bei der Softwarefirma Crowdstrike den Betrieb am größten deutschen Airport. Hinzu gesellte sich ein Siebenschläfer, der mit einem Biss ins Kabel für einen Stromausfall am Montagabend sorgte. Wie der Flughafenbetreiber Fraport am Dienstag mitteilte, sieht er die Passagierzahl für das Gesamtjahr eher in der unteren Hälfte der prognostizierten Spanne von 61 bis 65 Millionen Reisenden.

Allein im ersten Halbjahr waren rund 600.000 Passagiere von Flugausfällen und -verspätungen durch schlechtes Wetter oder Arbeitskampf bei der Lufthansa betroffen. Fraport-Chef Stefan Schulte sieht einen weiteren Grund für das zuletzt geringere Plus der Passagierzahlen im zweiten Quartal: "Bremsend wirken insbesondere die in Deutschland hohen regulierten Standortkosten." So stiegen die Luftverkehrssteuer und die Gebühren der Flugsicherung. Fraport drehte selbst an der Preisschraube und hob nach gestiegenen Kosten, unter anderem für das Personal, in diesem Jahr das Flughafenentgelt um 9,5 Prozent an.

WACHSTUM IM AUSLAND

Dass Fraport trotzdem den Gewinn steigert, verdankt der MDax-Konzern seinen Auslandsflughäfen. "Die größten Wachstumsimpulse im Konzern stammen aus unserem internationalen Geschäft", ergänzte Schulte. Denn die Passagierzahlen in Griechenland, dem türkischen Antalya oder der peruanischen Hauptstadt Lima liegen schon über 100 Prozent des Niveaus vor Ausbruch der Corona-Krise 2019, während Frankfurt im bisherigen Jahresverlauf bei 87 Prozent liegt und damit anderen großen Airports in Europa hinterherhinkt. Die Fluggastzahl legte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur noch um 4,5 Prozent zu nach mehr als zehn Prozent zum Jahresauftakt.

Bei der Lufthansa, mit fast zwei Dritteln des Volumens der größte Kunde, dämpften Lieferengpässe bei neuen Boeing-Flugzeugen sowie zusätzliche Wartungen des Airbus A320 das Verkehrswachstum. Der Lufthansa fehlen zudem Geschäftskunden im Herbst, sodass sie den Winterflugplan ausdünnt.

Im abgelaufenen Quartal steigerte Fraport den Umsatz um 10,6 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn kletterte um knapp zehn Prozent auf 354,5 Millionen Euro. Der Nettogewinn sprang um 26 Prozent auf 148 Millionen Euro. Operativ schnitt der Flughafenbetreiber damit besser ab als Analysten erwartet hatten. Sie zeigten sich auch nicht überrascht davon, dass Fraport beim Betriebsgewinn jetzt die Mitte der angepeilten Bandbreite zwischen 1,26 und 1,36 Milliarden Euro für realistisch hält.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)