Rückschlag für den Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt: Die Aktien der ehemaligen Airbus-Tochter sind bei ihrem Debüt an der Frankfurter Börse in die Knie gegangen.

Lag der erste Kurs mit 12,00 Euro am Freitag noch auf dem Niveau des Ausgabepreises, ging es anschließend um bis zu zwölf Prozent nach unten bis auf 10,57 Euro. Am Mittag lagen die Papiere bei 11,20 Euro - dabei stützen die begleitenden Banken an den ersten Handelstagen regelmäßig den Kurs. Vorstandschef Thomas Müller zeigte sich auf dem Börsenparkett trotz des Fehlstarts erleichtert: "Nach drei Jahren Arbeit: Jetzt sind wir da, wo wir sein wollten." Das Unternehmen aus Taufkirchen bei München und sein Eigentümer, der US-Finanzinvestor KRR, nehmen mit dem Börsengang zusammen 460 Millionen Euro ein.

An Hensoldt selbst gehen 300 Millionen Euro. Müller weiß schon, was er mit dem Geld anfangen will: "Wir verringern natürlich unsere Schulden. Aber wir investieren auch in die Zukunft." Vor allem die Reichweite außerhalb Europas könne noch größer werden. Mit mehr als 5400 Mitarbeitern erwirtschaftet Hensoldt einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. "Wir haben eine große Widerstandsfähigkeit gegen die Coronakrise gezeigt und haben große Aufträge bekommen", sagte Müller. KKR hatte den Hersteller von Hightech-Kameras für Tornado-Flugzeuge sowie von Panzer-Periskopen und Radarsystemen für den Eurofighter 2016 für 1,1 Milliarden Euro von Airbus übernommen. Einschließlich Schulden wird Hensoldt heute mit 2,3 Milliarden Euro bewertet, der Börsenwert liegt zum Ausgabepreis bei 1,26 Milliarden.

KKR hält nach dem Börsengang noch 63 Prozent der Anteile. Die Bundesregierung, die wegen der großen Bedeutung für die Bundeswehr strategisches Interesse an Hensoldt geltend macht, hat sich ein Vorkaufsrecht für bis zu 25,1 Prozent der Anteile gesichert. Sie müsste dafür bis zum Jahresende 600 Millionen Euro an KKR zahlen - gut doppelt so viel wie die übrigen neuen Aktionäre. Greift sie nicht zu, muss sie warten, bis KKR seine Beteiligung auf weniger als 25 Prozent senkt. Ob und wann der Bund die Option zieht, ist derzeit offen.

Hoffnung macht Hensoldt der Wohnmobil-Hersteller Knaus Tabbert. Dessen Aktien waren am Mittwoch zum Start an der Börse um sechs Prozent eingebrochen - zwei Tage später liegen sie mit 58,30 Euro leicht über den Ausgabepreis. Doch die wackligen Börsen machen potenzielle Debütanten vorsichtig. So hat sich der deutsch-britische Wissenschaftsverlag Springer Nature, der Insidern zufolge im Herbst rund eine Milliarde Euro mit einem Börsengang einsammeln wollte, immer noch nicht aus der Deckung gewagt. Allmählich wird die Zeit knapp, um die Investoren auf Basis der Halbjahreszahlen umwerben zu können. Zudem wollen die Investmentbanker die Börsenneulinge aus den Turbulenzen rund um die US-Präsidentschaftswahl am 3. November heraushalten.