LONDON (dpa-AFX) - Das Votum der Briten für den EU-Austritt droht die Gewinnpläne der British-Airways-Mutter IAG auch langfristig zu durchkreuzen. Nach drei Gewinnwarnungen seit dem Sommer strich Konzernchef Willie Walsh am Freitag auch seine Pläne für Wachstum, Investitionen und Gewinn in den Jahren bis 2020 zusammen. Auch bereits aufgegebene Bestellungen neuer Langstreckenjets bei Airbus und Boeing will das Management der International Airlines Group (IAG) noch einmal unter die Lupe nehmen, wie das Unternehmen beim Investorentag in London bekanntgab.

An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Mit einem Kursverlust von 4,1 Prozent gehörte die IAG-Aktie um die Mittagszeit zu den Schlusslichtern im Londoner Leitindex FTSE 100. Zu IAG gehören neben British Airways auch die spanischen Fluglinien Iberia und Vueling sowie die irische Aer Lingus. British Airways leidet unter dem schwachen britischen Pfund, das seit dem Brexit-Votum Ende Juni im Verhältnis zum Euro rund 14 Prozent an Wert verloren hat.

Konzernweit erwartet Walsh für die Jahre 2016 bis 2020 jetzt nur noch einen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Flugzeug-Leasingkosten (Ebitdar) von 5,3 statt der bisher angepeilten 5,6 Milliarden Euro. Das Flugangebot soll pro Jahr nur noch um 3 statt um 3 bis 4 Prozent wachsen. Die Investitionen kürzt IAG von knapp 2,5 auf 1,7 Milliarden Euro pro Jahr. Dennoch soll der Gewinn je Aktie pro Jahr im Schnitt weiterhin um zwölf Prozent zulegen.

Um die Ausgaben im Zaum zu halten, stellt die IAG-Führung auch die bereits erteilten Flugzeugbestellungen auf den Prüfstand. Dabei gehe es um die Langstreckenjets Airbus A350 und Boeing 787 "Dreamliner", hieß es. Bei British Airways plant das Management für 2017 eine größere Umstrukturierung. Im vierten Quartal gibt das Unternehmen bereits 62 Millionen britische Pfund (69 Mio Euro) aus.

IAG hatte erst bei den Quartalszahlen vergangene Woche die Gewinnprognose für 2016 zum dritten Mal seit dem Brexit gesenkt. Auf Basis heutiger Treibstoffpreise und Währungskurse soll der operative Gewinn im laufenden Jahr 2,5 Milliarden Euro erreichen. Damit läge das Ergebnis zwar rund acht Prozent höher als im Vorjahr. Vor dem Brexit-Votum hatte Walsh aber noch eine Steigerung um rund zwei Drittel im Auge gehabt./stw/enl/stb