- von Alexander Hübner und Tim Hepher

Dublin/München (Reuters) - Der europäische Flugzeugbauer Airbus will die Produktion seines Verkaufsschlagers A320/A321 in den nächsten drei Jahren um rund die Hälfte nach oben schrauben.

Airbus arbeite mit seinen Partnern daran, die Produktion der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge bis 2025 auf 75 Stück im Monat zu steigern, sagte Vorstandschef Guillaume Faury am Mittwoch bei der Präsentation der Geschäftszahlen für das erste Quartal. "Von diesem Hochfahren wird die weltweite Wertschöpfungskette der Luftfahrtindustrie profitieren." Triebwerkshersteller wie die französische Safran hatten erst in der vergangenen Woche ihren Widerstand gegen die Pläne aufgegeben. Auch die Münchner MTU Aero Engines, die Flugmotoren zusammen mit Pratt & Whitney baut, stellt sich auf eine höhere Produktion ein.

Faurys Überlegungen, bald 70 bis 75 A320 und A321 pro Monat zu bauen, hatten die Zulieferer auf den Plan gerufen, die daran zweifelten, ob sie das so schnell leisten können. Sie fürchten zudem Einbußen im Wartungsgeschäft, sollten zu schnell neue Flugzeuge auf einen immer noch unter den Spätfolgen der Pandemie leidenden Markt geworfen werden. Nach dem Einbruch der Nachfrage während der Corona-Pandemie baut Airbus derzeit im Monat rund 50 Maschinen der A320-Familie. Über 2022 hinaus erwarte der französisch-deutsche Konzern aber eine starke Nachfrage, betonte Faury. Dazu soll im US-Werk in Mobile eine zweite Montagelinie entstehen. Bis zum Sommer nächsten Jahres will er die Produktion wie geplant zunächst auf 65 Maschinen pro Monat erhöhen. Mit den Worten "der Markt ist da für höhere Produktionsraten, wir sind zuversichtlich, dass wir das schaffen", hatte MTU-Chef Reiner Winkler grünes Licht gegeben.

Der Langstrecken-Version des A321, genannt A321XLR, drohen derweil monatelange Verzögerungen. Airbus bestätigte, dass die offizielle Inbetriebnahme des Typs von Ende 2023 auf Anfang 2024 verlegt werden müsse. Es gelte bestimmte Anforderungen bei der Zertifizierung zu erfüllen. Der Erstflug sei weiterhin bis Ende Juni 2022 geplant. Die europäische Luftfahrtaufsicht EASA könne größere Änderungen an der Verkleidung an der Unterseite des Rumpfs fordern, sagte ein Brancheninsider. Damit solle die Feuergefahr reduziert werden, die von einem Treibstofftank ausgehe, der aus vergleichsweise leichtem Komposit-Material gefertigt werden soll.

"Die Zertifizierung des A321XLR ist ein laufendes Projekt", sagte ein EASA-Sprecher. Die Anforderungen an die Installation des Tanks würden immer noch definiert. Ein Airbus-Sprecher sagte, die Änderungen hätten "keine signifikante Auswirkung" auf die Reichweite. Die Langstreckenversion des A321 soll auf eine Reichweite von 8700 Kilometern kommen - 15 Prozent mehr, als herkömmliche Kurz- und Mittelstreckenmaschinen schaffen.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres lieferte Airbus 142 (Vorjahr: 125) Verkehrsflugzeuge aus, 109 davon aus der A320-Familie. Zugleich kamen Bestellungen für 253 Flugzeuge herein, nach Stornierungen blieb ein Zuwachs von 83 Maschinen. Ein Jahr zuvor hatten Fluggesellschaften und Leasingfirmen 61 Flugzeuge mehr storniert als neu bestellt worden waren.

Der Konzernumsatz stieg im ersten Quartal um 15 Prozent auf 12,0 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) verbesserte sich - für Experten überraschend - um 82 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro, der Nettogewinn hat sich sogar auf 1,22 (0,36) Milliarden mehr als verdreifacht. Dabei musste Airbus 200 Millionen Euro für die Folgen des russischen Einmarschs in der Ukraine abschreiben. Das betreffe Verkehrsflugzeuge und die Raumfahrt, sagte Faury. Zwei Maschinen hätten wegen der Sanktionen gegen Russland nicht ausgeliefert werden können. An den Prognosen hält der Konzern fest: Die Auslieferung von 720 Flugzeugen soll 2022 ein bereinigtes Ebit von 5,5 bis 6,5 Milliarden Euro bringen. Der von Problemen mit mehreren Modellen gebeutelte Erzrivale Boeing schreibt derweil Verluste.