(neu: weiterer Airbus-Auftrag, Aktienreaktion)

DUBAI/TOULOUSE (dpa-AFX) - Mit der größten Flugzeug-Bestellung seiner Geschichte hat Airbus auf der Luftfahrtmesse in Dubai aufgetrumpft. Der US-Investor Indigo Partners kündigte am Mittwoch den Kauf von 430 Mittelstreckenjets aus der A320neo-Familie des europäischen Herstellers an. Sie sollen bei vier Billigfluglinien eingesetzt werden. Die Airlines unterzeichneten einen Vorvertrag, der laut Preisliste einen Wert von 49,5 Milliarden US-Dollar (42,2 Mrd Euro) hat. Bei Aufträgen dieser Art sind jedoch hohe Rabatte üblich.

Die Airbus-Aktie reagierte an der Pariser Börse mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Auch wenn die Aktie die ersten Zugewinne ganz nicht halten konnte, war sie am frühen Nachmittag mit einem Plus von 1,78 Prozent auf 85,03 Euro Spitzenreiter im insgesamt etwas schwächeren französischen Leitindex Cac-40 . Aktienhändler werteten den Großauftrag positiv. Im laufenden Jahr haben die Airbus-Titel rund 35 Prozent an Wert gewonnen.

Die Jets sollen von den Fluggesellschaften Frontier Airlines (USA), JetSmart (Chile), Volaris (Mexiko) und Wizz Air (Ungarn) erworben werden, an denen Indigo Partners Anteile hält. Der historische Deal ist ein großer Erfolg für den von Korruptionsermittlungen erschütterten Airbus-Konzern.

Die Europäer zogen damit bei der Dubai Air Show weit an ihrem US-amerikanischen Erzrivalen Boeing vorbei, obwohl dieser ebenfalls einen Großauftrag des arabischen Billigfliegers Flydubai über 175 Mittelstreckenjets bekam. Zudem punktete Airbus mit den 134 Flugzeugen für Frontier Airlines auf dem Boeing-Heimatmarkt, wo der Konzern seit zwei Jahren auch ein eigenes Werk in Alabama betreibt.

Außerdem zurrten die Europäer einen Auftrag des Flugzeugfinanzierers CDB Aviation über 45 Jets aus der A320neo-Familie fest, der im Juni auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget angekündigt worden war. CDB bekannte sich zudem zu einer ebenso großen Bestellung aus dem Jahr 2014, die erst jetzt veröffentlicht wurde.

Der US-Rivale Boeing hat in Dubai bislang Aufträge und Vorverträge über knapp 250 Verkehrsflugzeuge eingesammelt. Airbus kommt auf 500 Bestellungen oder mehr - je nachdem, ob man den Auftrag von 2014 mit einrechnet. Allerdings lag Boeing bei den Bestellungen seit Jahresbeginn bereits weit vor den Europäern.

Für Airbus hatten sich die Bestellungen in diesem Jahr bislang eher zögerlich entwickelt, bis Ende Oktober konnten die Europäer lediglich Neuaufträge über 288 Flugzeuge einsammeln. Zugleich will Konzernchef Tom Enders bis zum Jahresende rund 720 Verkehrsjets ausliefern. Sollte der Vorvertrag von Dubai noch vor dem Jahresende in eine verbindliche Bestellung umgewandelt werden, könnte der Auftragsbestand entgegen bisheriger Erwartungen nun doch nicht schrumpfen.

Jedoch hat Airbus bei seinen Mittelstreckenfliegern ohnehin ein sehr dickes Auftragspolster. Beim Sorgenkind A380 sieht das ganz anders aus - der weltgrößten Passagierjet konnte auch in Dubai bislang nicht aus der Auftragsflaute ausbrechen.

Die Fluglinie Emirates hatte Airbus am Sonntag brüskiert: Eigentlich war von den Arabern eine Order über 36 Exemplare des A380 erwartet worden. Stattdessen unterschrieb Emirates vor der internationalen Presse einen Vorvertrag mit Boeing über 40 "Dreamliner"-Langstreckenjets - während sich die bereits erschienenen Airbus-Manager aus dem Saal verzogen.

Die Indigo-Partners-Bestellung umfasst 273 Einheiten in der Standardversion A320neo und 157 Flieger in der längsten Version A321neo. Die "Neos" sind die modernisierte Neuauflage der Mittelstreckenjets. Dank neuartiger Triebwerke wird hier deutlich weniger Sprit verbraucht.

Es ist der größte Auftrag in der Firmengeschichte von Airbus. Bisher war auf Platz eins eine Order des indischen Billigfliegers IndiGo, der trotz des ähnlichen Namens nichts mit dem US-Investor Indigo Partners zu tun hat. Die Inder hatten 2015 insgesamt 250 Flugzeuge zu einem Listenpreis von 27 Milliarden Dollar bestellt.

Auch weil die Dubai Air Show für Airbus zuvor eher schlecht lief, ist das neue Geschäft eine Art Krönung für Verkaufschef John Leahy, der nach einer Karriere über mehrere Jahrzehnte vor dem Ruhestand steht. Er zog in seiner Zeit bei Airbus Aufträge im Wert von mehr als einer Billion Dollar an Land. Leahy hat großen Anteil daran, dass sich der europäische Hersteller zum praktisch einzigen großen Konkurrenten des immer noch weltgrößten Flugzeugbauers Boeing entwickelt hat./stw/sku/DP/oca

--- Von Steffen Weyer, dpa-AFX, und Sebastian Kunigkeit, dpa ---