München/Paris (Reuters) - Airbus holt die Montage von Flugzeug-Rümpfen in den Konzern zurück.

Die bisher in Tochterfirmen ausgelagerte Produktion gehöre künftig wieder zum Kerngeschäft, teilte der europäische Flugzeugbauer am Mittwochabend nach Gesprächen mit den Betriebsräten mit. In Deutschland soll die Zuliefer-Tochter Premium Aerotec, die seit Jahren zum Verkauf stand, zum größten Teil bis Anfang nächsten Jahres in den Airbus-Konzern integriert werden. Die neue, für die Flugzeugstruktur-Montage zuständige Gesellschaft mit rund 7000 Mitarbeitern vereinigt Beschäftigte von Premium Aerotec in Bremen, Nordenham und Augsburg mit denen von Airbus-Einheiten in Stade und Hamburg.

Das Geschäft von Premium Aerotec mit Klein- und Einzelteilen für den zivilen und militärischen Flugzeugbau soll neben Airbus künftig auch andere Hersteller beliefern und könnte verkauft werden. "Wir prüfen hier verschiedene Eigentümerstrukturen, um die beste Lösung zu finden", sagte ein Sprecher. In dem Bereich arbeiten in Varel, Augsburg und im rumänischen Brasov (Kronstadt) 3500 Menschen. Auch in Frankreich organisiert Airbus die Rumpf-Produktion in St Nazaire und Nantes neu: Dort wird die Zuliefer-Tochter Stelia Aerospace integriert. Frankreich ist für den vorderen Teil des Flugzeug-Rumpfes zuständig, Deutschland für den hinteren.

Es ist der größte Umbau der Produktion bei Airbus seit mehr als einem Jahrzehnt. Grund dafür sei nicht die Corona-Krise, sondern die größere Bedeutung der Rumpf-Montage für die nächste Generation von Flugzeugen, die emissionsfrei fliegen soll. Dabei kommt es mehr als bisher auf die Aerodynamik des Flugzeugrumpfes an. Die Integration solle "Steuerung und Schnittstellen in einer neuen industriellen Struktur vereinfachen", erklärte Airbus. Der Bereich solle zugleich "schlanker sowie flexibler werden". Ein Stellenabbau stehe dabei aber nicht im Vordergrund, betonte ein Sprecher.

Stelia und Premium Aerotec waren 2009 ausgegliedert worden. Seither gab es mehrere Versuche, einen Käufer dafür zu finden. Doch das Interesse blieb Branchenkreisen zufolge verhalten.

In Spanien bleibt die Zukunft der Rumpf-Montage weiter in der Schwebe. Dort bricht durch das Aus für das Großraumflugzeug A380 ein Großteil des Geschäfts weg. Airbus arbeite daran, die Produktion in und um Cadiz zu optimieren, "um die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft sicherzustellen", hieß es in der Mitteilung.