Die guten Ergebnisse von Airbus im Jahr 2024 haben den Markt offenbar nicht beeindruckt. Der Flugzeughersteller ist zudem sehr zurückhaltend bei seinen Lieferzielen für zivile Flugzeuge - mit einem Ziel von 820 Flugzeugen im Jahr 2025, während die Analysten von einem Konsens von 838 ausgingen.

Ein Boulevard...

Airbus scheint dennoch auf einem Boulevard zu fahren. Zunächst einmal floriert der Luftverkehr. Für 2025 prognostiziert die Internationale Luftverkehrsvereinigung (IATA) eine Rekordzahl von Passagieren in Flugzeugen: 5,2 Milliarden, ein Anstieg um 6,7% gegenüber 2024.

Dann gibt es auf dem Markt für kommerzielle Flugzeuge ein Duopol mit Boeing. Doch der Rivale sieht sich seit den Abstürzen zweier 737 Max in 2018 und 2019 einer Reihe von Schwierigkeiten gegenüber. Der Flugzeughersteller aus Seattle hat fast alles erlebt: am Boden festgehaltene Flugzeuge, Qualitätsprobleme, Mangel an qualifiziertem Personal und sogar harte soziale Konflikte. Trotz dieser Schwierigkeiten ist Boeing für die USA zu strategisch, und ein Konkurs ist höchst unwahrscheinlich. Doch seit 2019 hat der amerikanische Flugzeughersteller mehr als 35 Milliarden Dollar verloren und Airbus hat das Match gewonnen. Der europäische Flugzeughersteller konnte sich als Nummer eins in der Zivilluftfahrt etablieren. Im Jahr 2024 lieferte er mehr als doppelt so viele Flugzeuge aus wie Boeing (766 gegenüber 348).

Was den chinesischen Hersteller Comac betrifft, der oft als potenzieller Konkurrent genannt wird, ist sein Mittelstreckenflugzeug (C919) bisher weder in Europa noch in den USA zertifiziert und verkauft sich daher nur an chinesische Fluggesellschaften. Die Beratungsfirma Roland Berger schätzt, dass Comac bis 2035 nur 5% des Marktes erobern könnte. Kein Grund zur Sorge für Airbus, dessen Auftragsbuch überquillt. Ende 2024 waren 8658 Flugzeuge bestellt, was etwa elf Produktionsjahre zum aktuellen Tempo entspricht.

... und Hindernisse

Die Hauptaufgabe von Airbus ist daher die Steigerung der Produktion. Im Jahr 2024 lieferte Airbus 766 kommerzielle Flugzeuge aus, was noch weit unter dem Rekord von 2019 mit 863 Lieferungen liegt. Wie lässt sich das erklären? Zunächst wurde die gesamte Industrie durch die Covid-Pandemie zum Stillstand gebracht, und wie in vielen anderen Sektoren führte der Neustart zu zahlreichen Lieferkettenunterbrechungen. Die größte Schwierigkeit ist der Mangel an qualifiziertem Personal - viele Mitarbeiter haben den Sektor verlassen, als die Produktion gestoppt wurde. Personal, das ersetzt und geschult werden muss. All das braucht Zeit.

Dann hängt Airbus von einer komplexen Lieferkette ab. Schwierigkeiten bei nur einem Zulieferer können den gesamten Produktionsprozess behindern. Derzeit kommt es vor allem bei Spirit AeroSystems, dem Lieferanten von Rumpfelementen für die A350 und A220, zu Qualitätsproblemen, die die Lieferungen verzögern. Airbus wird also eingreifen müssen, um Spirit Aero sowohl operativ als auch finanziell zu stabilisieren. Ein Eingriff, dessen Auswirkungen auf den Free Cash Flow sich laut Analysten von Alphavalue auf "mittlere dreistellige Millionenbeträge" für 2026 und 2027 belaufen. Hinzu kommt ein Problem mit den Triebwerken, da Pratt & Whitney und CFM nicht genügend für Airbus liefern können.

Die Analysten erwarten mehr

Über den kommerziellen Luftfahrtsektor hinaus, der den Großteil des Umsatzes ausmacht (72%), sind die Raumfahrtaktivitäten ein weiteres großes Anliegen. Nicht ohne Grund: Die Verteidigungs- und Raumfahrtsparte verzeichnete im letzten Jahr ein negatives bereinigtes operatives Ergebnis von 566 Millionen Euro. Die hohen Entwicklungskosten der Programme und der Wettbewerb durch neue Akteure, insbesondere SpaceX, belasten diesen Bereich, dessen Umstrukturierung Zeit brauchen wird.

Wie oben beschrieben, bleibt Airbus langfristig in einer sehr günstigen Position. Aber 2025 wird noch ein Jahr der Herausforderungen sein, und das Erreichen der Produktionsziele wird entscheidend sein. Die Analysten von MarketScreener wissen, dass der Flugzeughersteller oft zu optimistisch ist und Schwierigkeiten hat, seine eigenen Lieferprognosen zu erfüllen. Es wird also mehr als nur leere Worte brauchen, um das Gewinnmomentum umzukehren.