- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Europas Flugzeugbauer und -zulieferer bekommen die Coronakrise mit Stellenstreichungen und anderen Sparmaßnahmen allmählich in den Griff.

Airbus schrieb im dritten Quartal operativ wieder schwarze Zahlen, muss aber 1,2 Milliarden Euro für den geplanten Abbau von mehr als 15.000 Arbeitsplätzen reservieren. "Nach neun Monaten sehen wir Fortschritte bei der Anpassung unseres Geschäfts an das neue Corona-Marktumfeld", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstag. Bis die Luftfahrtbranche wieder auf dem Vorkrisen-Niveau sei, werde es aber drei bis fünf Jahre dauern. "Die Krise ist längst nicht vorbei", betonte Faury. Der Münchner Triebwerksbauer MTU Aero Engines kommt dank Instandhaltungsaufträgen und des Militärflugzeug-Geschäfts voraussichtlich sogar mit einem dreistelligen Millionengewinn durch das Corona-Jahr 2020.

Viele Fluggesellschaften verschieben die Abnahme bereits bestellter Maschinen bei Airbus und dem US-Rivalen Boeing oder stornieren Orders, weil ihnen wegen des weitgehend brachliegenden Flugverkehrs das Geld auszugehen droht. Bei Airbus standen Ende September noch 135 fabrikneue Flugzeuge auf Halde, weil die Kunden sie nicht abgeholt hatten. Im laufenden Jahr dürfte Airbus etwa 40 Prozent weniger Flugzeuge ausliefern als 2019. Finanzchef Dominik Asam setzt aber darauf, dass Banken und vor allem die Staaten die Branche nicht allein lassen: "Für unsere Kunden ist Finanzierung vorhanden."

MTU-Aero-Chef Reiner Winkler verwies am Donnerstag darauf, dass zwei Drittel der Kurzstrecken-Flugzeuge und die Hälfte der Langstrecken-Maschinen weltweit schon wieder in der Luft seien. Frachtflugzeuge hätten von der Corona-Krise eher noch profitiert. "Stornierungen hatten wir so gut wie keine", sagte er. Derzeit arbeiteten noch 80 Prozent der Belegschaft im Schnitt einen Tag pro Woche weniger.

Airbus hatte die Produktion zu Beginn der Krise um etwa ein Drittel gedrosselt, plant die Schlagzahl bei der A320-Baureihe im Sommer 2021 aber wieder zu erhöhen. Die Zulieferer hat Faury bereits darauf eingestellt. Ob es wirklich so kommt, werde man erst in drei oder sechs Monaten wissen, zeigt sich MTU-Chef Winkler vorsichtig. Mehr Langstreckenflugzeuge würden weder 2021 noch in absehbarer Zukunft gebaut, räumte Airbus-Chef Faury ein. Die Nachfrage hänge hier von der Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffs ab. Die Folgen der am Mittwoch verkündeten Einschränkungen in den beiden Hauptproduktionsländern Frankreich und Deutschland störten Airbus in der Produktion voraussichtlich nicht. "Das macht uns das Leben etwas schwerer, aber es geht."

MTU LIEBÄUGELT MIT DIVIDENDE

In den ersten neun Monaten lief bei Airbus ein Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,2 Milliarden Euro auf. Ein Jahr zuvor hatte Airbus auf dieser Basis 3,4 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Im Verlust enthalten sind die Rückstellungen für den Stellenabbau. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern kämen gut voran, sagte Faury. Im dritten Quartal hätte es ohne die Entlassungskosten für einen operativen Gewinn von 820 Millionen Euro gereicht. Dabei lag der Umsatz von Januar bis September mit 30,2 Milliarden Euro um mehr als ein Drittel unter Vorjahr. Der milliardenschwere Geldabfluss aus dem ersten Halbjahr sei gestoppt, sagte Asam. Von Juli bis September kamen 600 Millionen Euro mehr herein als ausgegeben wurden.

Bei MTU denkt man sogar wieder an eine Dividende. "Das ist das Ziel", sagte Finanzchef Peter Kameritsch. Für 2019 war die Ausschüttung ausgefallen. Der Umsatz werde in diesem Jahr mit 4,0 bis 4,2 (Vorjahr: 4,63) Milliarden Euro am unteren Ende der bisherigen Prognose liegen. Vor Zinsen und Steuern soll aber ein bereinigter Gewinn von 400 bis 420 Millionen Euro herausspringen. Das wäre ein Minus von 45 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2019. Die Einbrüche im Geschäft mit Teilen für neue Triebwerke und mit Ersatzteilen puffert MTU Aero durch die Instandhaltung und im Militärgeschäft ab, das leicht wächst. Nach neun Monaten lag der Umsatz mit 2,96 Milliarden Euro um 13 Prozent unter Vorjahr. Das bereinigte Ebit ging um 44 Prozent auf 310,8 Millionen Euro zurück.