Amsterdam (Reuters) - Airbus-Chef Guillaume Faury hat bei einer Übernahme von Spirit AeroSystems durch Boeing Interesse an zwei Werken des Flugzeugzulieferers angemeldet.

Faury sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es sei nicht unwahrscheinlich, dass der europäische Flugzeugbauer dann die Werke im US-amerikanischen Kinston und im nordirischen Belfast mit zusammen 4000 Mitarbeitern übernähme, die für Airbus Teile der Flügel und des Rumpfs produzieren. "Es gibt nicht viele Unternehmen auf der Welt, die gute Eigentümer dafür wären", sagte der Franzose. Eine Übernahme der Werke durch Airbus sei eine der Möglichkeiten, und keine unwahrscheinliche - aber nicht die einzige, fügte er hinzu.

Airbus-Erzrivale Boeing hatte Anfang März überraschend angekündigt, seine ehemalige Tochter Spirit AeroSystems wieder zurückzukaufen. Die Amerikaner ziehen damit die Konsequenzen aus einem Zwischenfall Anfang Januar, bei dem während eines Fluges von Alaska Airlines ein Teil der Kabinenwand aus einer Boeing 737 MAX-9 herausgefallen war. Dieses Teil wird von Spirit zugeliefert. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass vier Schrauben nicht angezogen worden waren.

Spirit macht mit Airbus etwa ein Fünftel seines Umsatzes. In dem Werk in Kinston werden Rumpfteile für das Langstreckenmodell Airbus A350 sowie ein Kohlefaser-Holm für den Flügel hergestellt. In Belfast baut Spirit die Flügel für den kleinen Airbus A220, den der deutsch-französische Konzern von der kanadischen Bombardier 2018 für einen symbolischen Euro übernommen hatte. Die beiden Werke schreiben Branchenkreisen zufolge rote Zahlen - was die Frage aufwirft, wieviel Airbus dafür bezahlen müsste. Faury verwies auf ein vereinbartes Mitspracherecht bei einem Eigentümerwechsel. "Wir haben ein Wörtchen mitzureden, und es gibt Kartellgesetze. Das gibt uns Gesprächsstoff." Airbus habe aber keine Eile.

Faury deutete an, dass Airbus von der Ankündigung von Boeing überrascht worden sei. "Einige Monate, vielleicht einige Wochen vorher hatte ich nicht den Eindruck, dass sie Spirit zurückkaufen wollen." Jetzt müsse man darauf reagieren. "Aber wird müssen mehr über ihre Absichten wissen, wie und wie schnell sie das machen wollen." Boeing wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

(Bericht von Tim Hepher; Mitarbeit: Abhijith Ganapavaram; geschrieben von Alexander Hübner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Tim Hepher