Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Airbus dürfte im zweiten Quartal weniger umgesetzt und deutlich weniger verdient haben als im starken Vorjahreszeitraum. Analysten rechnen mit einem Umsatz etwa 3 Prozent unter Vorjahr und einem nur etwa halb so hohen Gewinn unter dem Strich. Bei der Zahlenvorlage des im DAX notierten Konzerns am Mittwoch achten die Anleger auf Aussagen zu Kostenentwicklung und Lieferketten sowie zum Auftragseingang. Auf der Branchenmesse in britischen Farnborough buhlten Airbus und der Erzrivale Boeing aus den USA vergangene Woche um Flugzeugaufträge.


   Worauf Investoren achten: 

TITAN: Im Mai hatte Finanzvorstand Dominik Asam erklärt, Airbus sei von Versorgungsengpässen bei Rohstoffen - insbesondere Titan - infolge des Kriegs in der Ukraine nicht betroffen. Der CFO verwies seinerzeit auf eine ausreichende Bevorratung. Dennoch dürfte der Konzern erleichtert sein, dass die Europäische Union einen Vorschlag zur Verhängung von Sanktionen gegen den russischen Metallgiganten VSMPO-Avisma PJSC laut Informationen aus Diplomatenkreisen in letzter Minute abgelehnt hat. Das russische Unternehmen ist ein wichtiger Titanzulieferer für Airbus. Der Konzern hatte die EU öffentlich aufgefordert, von einem Verbot der russischen Titanverkäufe abzusehen.

SPACE & DEFENSE: Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte hat von der Aufrüstung in der EU infolge des Ukraine-Kriegs profitiert. Vor einem Monat erhielt der Konzern von Spanien im Rahmen eines größeren Auftrags durch eine Nato-Agentur eine Bestellung über 20 Eurofighter. Das Satellitengeschäft könnte dagegen von dem geopolitischen Umfeld belastet worden sein. Investoren sind gespannt, ob dem Konzern auch Aufträge aus Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr Aufträge winken und ob er Pläne zur Erweiterung der Rüstungsproduktion hat. In einer Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) unter Rüstungskonzernen im März hatte unter anderem Airbus seine Bereitschaft zur kurzfristigen oder auch dauerhaften Erhöhung der Produktion erklärt. Die FAZ hatte auch die Rüstungshersteller Rheinmetall, KMW, Thyssen-Krupp Marine Systems, Hensoldt sowie Heckler & Koch befragt.

AUSLIEFERUNGEN: Airbus dürfte das Ziel bestätigen, in diesem Jahr 720 Verkehrsflugzeuge auszuliefern. Das ist ein kräftiger Anstieg gegenüber dem Vorjahr, in dem der Konzern 611 Verkehrsflugzeuge an Kunden übergab und damit den Konkurrenten Boeing in diesem Geschäft weit hinter sich gelassen hat, aber immer noch deutlich weniger als vor der Pandemie: 2019 hatte Airbus 863 Maschinen ausgeliefert. Auf der am Freitag zu Ende gegangenen Luftfahrtmesse in Farnborough hat der Konzern laut Analysten allerdings deutlich weniger Flugzeugbestellungen erhalten als Boeing.

CASHFLOW: Die freie Liquidität von Airbus für Ausschüttungen wie Dividenden und Aktienrückkäufe wird ebenfalls im Fokus der Anleger und Analysten stehen. Der freie Cashflow (FCF) vor Fusionen und Akquisitionen sowie Kundenfinanzierungen lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 213 Millionen Euro und soll im Gesamtjahr das Vorjahresniveau von 3,5 Milliarden Euro erreichen. Analysten rechnen für das zweite Quartal mit einem Anstieg des FCF vor M&A im Jahresvergleich um 17 Prozent auf knapp 1 Milliarde Euro.

Die Airbus SE, Leiden, Niederlande, liegt ihre Zahlen am Mittwoch vor. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                               PROG  PROG  PROG 
2. QUARTAL                      2Q22  ggVj  Zahl    2Q21 
Umsatz                        13.700   -3%    25  14.177 
EBIT bereinigt                 1.328  -34%    25   2.009 
EBIT                           1.349  -40%    25   2.265 
Ergebnis nach Steuern/Dritten    946  -49%    25   1.869 
Ergebnis je Aktie               1,22  -49%    25    2,38 
Free Cashflow*                   994  +17%    25     849 
 
.                               PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                      Gj22  ggVj  Zahl    Gj21 
Umsatz                        60.745  +16%    13  52.149 
EBIT bereinigt                 5.675  +17%    11   4.865 
EBIT                           5.703   +7%     8   5.342 
Ergebnis nach Steuern/Dritten  4.057   -4%     7   4.213 
Ergebnis je Aktie               5,28   -1%    10    5,36 
Free Cashflow*                 3.570   +2%     9   3.515 
Dividende je Aktie              1,86  +24%    12    1,50 
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ERLÄUTERUNGEN:

-* vor M&A sowie Kundenfinanzierungen

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens und Factset.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/mgo

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July 25, 2022 09:00 ET (13:00 GMT)