Traditionell ist MarketScreener nicht gerade zimperlich, wenn es um Fluggesellschaften geht. Der Sektor gilt als schwierig, und das zu Recht, wenn man sich die desaströse Historie der Wertschöpfung für Aktionäre ansieht.

Mit Ausnahme von Ryanair findet man nirgendwo Schlimmeres, nicht einmal bei den Automobilherstellern oder Stahlproduzenten. Das will etwas heißen.

Dennoch war das Jahr 2023 für Air Canada, die am vergangenen Freitag ihre Jahresergebnisse veröffentlichte, mehr als gut. Der Umsatz erreichte einen historischen Rekord und die operative Marge kehrte zum ersten Mal seit neun Jahren in den zweistelligen Bereich zurück.

Auch bei den Cashflows zeigt sich ein erfreulicher Trend, der es der Fluggesellschaft ermöglichte, 2,5 Milliarden Dollar Schulden zurückzuzahlen und somit zu einem weniger unanständigen Verschuldungsgrad zurückzukehren. Der Unternehmenswert liegt nun bei etwa 12 Milliarden US-Dollar.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass Air Canada seinen Gewinn teilweise durch drei außergewöhnliche Faktoren in 2023 gesteigert hat:

1. Eine ausgezeichnete Tourismussaison.

2. 430 Millionen Dollar Finanzertrag dank der Verzinsung der in US-Dollar gehaltenen üppigen Liquidität – die seit den Kapitalerhöhungen während der Pandemie angewachsen ist –, die von den steigenden Zinssätzen profitiert.

3. 389 Millionen Dollar durch günstige Wechselkurseffekte aufgrund des fallenden kanadischen Dollars.

Das sind in der Tat Gründe, welche die Begeisterung dämpfen und den sehr niedrigen Gewinnmultiplikator, zu dem die Aktie bewertet wird – weniger als das Fünffache des erwarteten Gewinns –, mit einer Prise Vorsicht genießen lässt. Denn steigende Zinsen bedeuten auch steigende Verschuldungskosten; Air Canada wird dies bei ihrer nächsten Refinanzierung zu spüren bekommen.

Zwischen 2015 und 2020 hatte Air Canada – wie auch andere amerikanische Fluggesellschaften – begonnen, ihre Cashflows in Aktienrückkäufe zu lenken. Dies führte jedoch zu einem Liquiditätsengpass, als es darum ging, die durch die Pandemie verursachten Verluste in Höhe von 6 Milliarden US-Dollar aufzufangen.