Das in London ansässige, aber auf Asien fokussierte Institut ernannte am Montag den Versicherungsmanager Mark Tucker zum neuen Verwaltungsratschef. Der Ex-Fußballprofi und bisherige Chef des Hongkonger Lebensversicherers AIA soll den Posten im Herbst von Douglas Flint übernehmen. Zu seinen ersten Aufgaben zählt es, mittelfristig einen Nachfolger für Bankchef Stuart Gulliver zu finden. Das scheidende Team Flint und Gulliver hatte jahrelang gemeinsam die Geschicke des britischen Geldhauses bestimmt und dort eine radikale Schrumpfkur vorangetrieben.

Mit der Ernennung des Versicherungsmanagers bricht HSBC mit der Tradition, Verwaltungsratschefs vor allem aus den eigenen Reihen zu küren. Tucker soll den Posten alleinverantwortlich Anfang Oktober übernehmen, wie HSBC weiter mitteilte. Er ist seit 2010 Chef bei AIA und hat den Konzern zum weltweit zweitgrößten Lebensversicherer mit einem Börsenwert von über 78 Milliarden Dollar gemacht. Er stand auch schon einmal an der Spitze des britischen Versicherers Prudential.

Über den neuen HSBC-Chef wird wohl 2018 entschieden. Bei der Kandidatensuche könnte Tuckers Blick laut Investoren unter anderem auf den hauseigenen Europa-Manager Antonio Simoes oder den Chef des heimischen Rivalen Lloyds, Antonio Horta-Osorio, fallen.

Das Tandem Flint und Gulliver stand so lange gemeinsam an der HSBC-Spitze wie kaum ein anderes Führungsteam bei einer internationalen Großbank. Gemeinsam strichen sie 43.000 Stellen und verkauften Dutzende Sparten. Ihren Nachfolgern hinterlassen sie einen überraschend deutlichen Gewinnrückgang von 62 Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar im Jahr 2016, der auch auf Abschreibungen nach dem Konzernumbau zurückgeht. Mit seinen besonders großen Kundeneinlagen hat HSBC darunter gelitten, dass diese Gelder in der Niedrigzinsphase nur schwer gewinnträchtig anzulegen sind.