AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der Boom beim Online-Handel und zur Kartenzahlung hat den niederländischen Zahlungsabwickler Adyen in der Corona-Krise weiter angetrieben. Während der deutsche Rivale Wirecard nach einem milliardenschweren Bilanzskandal Ende Juni in die Pleite stürzte, legte Adyen im zweiten Halbjahr 2020 weiter zu. Allerdings schlugen monatelange Laden-Schließungen und der Einbruch der Reisebuchungen auf den Umsatz, wie das Unternehmen am Mittwoch in Amsterdam mitteilte.

An der Börse kamen die Nachrichten hervorragend an. Der Kurs der Adyen-Aktie zog im frühen Handel vorübergehend um fast zwölf Prozent an. Zuletzt war das Papier mit einem Plus von knapp neun Prozent Prozent auf 2066 Euro immer noch Spitzenreiter im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50.

Für die kommenden Jahre rechnet Adyen weiterhin mit einem jährlichen Umsatzplus von durchschnittlich mindestens rund 25 Prozent. Zudem soll langfristig ein größerer Teil der Erlöse als operativer Gewinn (Ebitda) beim Unternehmen hängen bleiben. Die entsprechende Ebitda-Marge soll von zuletzt 55 Prozent jetzt auf mehr als 65 Prozent steigen. Allerdings nannte das Unternehmen dafür keinen genaueren Zeitrahmen.

Im zweiten Halbjahr wickelte Adyen Zahlungen im Umfang von fast 175 Milliarden Euro ab und damit 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr stand damit ein Zuwachs von 27 Prozent auf knapp 304 Milliarden Euro zu Buche. Einen kleinen Teil dieser Zahlungen kassiert Adyen für die Abwicklung.

Der Umsatz wuchs in diesem Zuge im Gesamtjahr um 28 Prozent auf 684 Millionen Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) stieg stärker als von Analysten erwartet. Der Nettogewinn kletterte um elf Prozent auf 261 Millionen Euro, wobei der Schub hier erst im zweiten Halbjahr kam.

Dabei machte Adyen den Einbruch der Reisebuchungen infolge der Corona-Pandemie mehr als wett. Da Adyen in diesem Segment normalerweise viele Zahlungen abwickelt, war hier ein wichtiger Umsatztreiber großenteils weggefallen.

An der Börse zählt die Adyen-Aktie seit einiger Zeit zu den meistgefragten Papieren. In den vergangenen zwölf Monaten zog der Kurs um rund 140 Prozent an. Wegen des starken Anstiegs wurden die Anteile im September in den EuroStoxx 50 aufgenommen.

Die Marktkapitalisierung des Konzerns liegt inzwischen bei rund 63 Milliarden Euro. Damit bringt der Konzern mehr auf die Waage als die meisten Dax-Titel. Mit einer Dividende können die Aktionäre aber nicht rechnen. Der Konzern will bisher generell keinen Gewinn an die Anteilseigner ausschütten und das Geld stattdessen in den Ausbau des Geschäfts stecken./stw/zb/jha/