Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem Absturz der Indizes auf die tiefsten Stände seit 2020, inklusive einem Dow unter 30.000 Punkten, sieht es am Freitag für den Start an der Wall Street nach einer Gegenbewegung aus. Sie dürfte aber vor allem technisch bedingt sein und nichts daran ändern, dass die Wochenbilanz klar negativ ausfallen wird.

Die Futures auf die US-Indizes liegen bis zu 1,2 Prozent im Plus. Am Anleihemarkt sinken die Renditen auf dem jüngst stark erhöhten Niveau, was für Unterstützung sorgen könnte. Marktteilnehmer vermuten, dass Anleihen wie auch der Dollar in dem aktuell schwierigen Umfeld als sichere Häfen gesucht sein könnten.

Am Umfeld hat sich nämlich nichts geändert, weiter ist Stagflationsangst das beherrschende Thema, nachdem nicht nur die US-Notenbank ihren geldpolitischen Straffungskurs zur Bekämpfung der Inflation verschärft hat, sondern auch in der Schweiz überraschend die Zinsen kräftig angehoben wurden aus Sorge vor zu hoher Inflation.

"Die Zentralbanken, die lange unsere Freunde waren, sagen uns, dass wir mit Schmerzen rechnen müssen", kommentiert Hani Redha, Portfoliomanager bei Pinebridge Investments und weiter: "Die Inflationsrate ist das Einzige, was im Moment zählt. Selbst wenn sich das Wachstum stark verlangsamt, wird das nicht ausreichen, um die Fed zu einem Kurswechsel zu bewegen."

Peter Garnry, Aktienstratege bei der Saxo Bank, sagt: "Die Furcht vor einer Rezession könnte die Zinsen kurzfristig im Zaum halten und damit ironischerweise die Aktien stützen und in den kommenden Wochen vielleicht einen leichten Aufschwung bewirken".

Ob es am Ende des Tages vor dem wegen eines Feiertags am Montag verlängerten Wochenende tatsächlich zu einer nennenswerten Gegenbewegung reicht oder wenigstens zu einer Stabilisierung nach den derben Verlusten, bleibt abzuwarten. Jeffrey Halley, Analyst bei Oanda, bemerkt dazu, dass sich auch Schnäppchenkäufer der Gefahr bewusst sein dürften, die von der hohen Inflation ausgehe.


  Konjunkturdaten dürften verpuffen 

Noch vor dem Start an der Wall Street äußert sich US-Notenbankchef Powell auf einer Konferenz zur internationalen Rolle des Dollar. Nachdem die US-Notenbank gerade erst getagt hat, dürfte er dabei zur geldpolitischen Ausrichtung kaum neues von sich geben. Deswegen dürften auch die Konjunkturdaten des Tages eher keine Akzente setzen. Berichtet werden Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung sowie der Index der Frühindikatoren jeweils für Mai.

Der Dollar ist zum Euro auf Erholungskurs, nachdem er am Vortag kräftig Federn ließ. Letzterer hatte Auftrieb davon erhalten, dass nach der überraschenden Zinserhöhung in der Schweiz der Druck auf die EZB für deren Straffungspläne nochmals zugenommen hat. Der Euro kommt aktuell von Vortagshochs um 1,0600 Dollar auf 1,0495 zurück.


  Adobe enttäuscht 

Auf Unternehmensseite stehen unter anderem Adobe im Blick. Der Softwareentwickler hat zwar besser als erwartet ausgefallene Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vorgelegt, mit den Prognosen aber die Markterwartung verfehlt. Vorbörslich geht es um 5 Prozent nach unten auf Nasdaq.com.

Mereo Biopharma schießen um 47 Prozent nach oben. Der britische Pharmariese Astrazeneca erwägt nach einem Zeitungsbericht ein Übernahmeangebot für das in den USA börsennotierte britische Biotechnikunternehmen.


=== 
US-Anleihen 
Laufzeit                 Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                     3,11       +1,1          3,10          238,3 
5 Jahre                     3,30       +1,0          3,29          204,1 
7 Jahre                     3,31       +3,2          3,28          187,4 
10 Jahre                    3,22       +2,4          3,20          171,3 
30 Jahre                    3,30       +4,6          3,25          139,9 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Fr, 7:55 Uhr  Do, 18:50 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0488      -0,6%        1,0527         1,0561   -7,8% 
EUR/JPY                   141,18      +1,1%        141,05         138,97   +7,9% 
EUR/CHF                   1,0116      -0,8%        1,0197         1,0189   -2,5% 
EUR/GBP                   0,8551      +0,1%        0,8555         0,8527   +1,8% 
USD/JPY                   134,65      +1,8%        133,92         131,65  +17,0% 
GBP/USD                   1,2264      -0,7%        1,2296         1,2382   -9,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,7108      +0,4%        6,7027         6,6794   +5,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.889,32      +1,3%     20.756,68      21.090,77  -54,8% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 117,19     117,59         -0,3%          -0,40  +61,0% 
Brent/ICE                 119,48     119,81         -0,3%          -0,33  +58,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.849,16   1.857,25         -0,4%          -8,09   +1,1% 
Silber (Spot)              21,87      21,95         -0,4%          -0,08   -6,2% 
Platin (Spot)             944,35     955,07         -1,1%         -10,72   -2,7% 
Kupfer-Future               4,08       4,11         -0,8%          -0,03   -8,3% 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/smh

(END) Dow Jones Newswires

June 17, 2022 08:46 ET (12:46 GMT)