Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem Absturz der Indizes auf die tiefsten Stände seit 2020, inklusive einem Dow unter 30.000 Punkten, können sich die Indizes am Freitag zum Start leicht erholen. Die Gegenbewegung wirkt aber wacklig, zumal sie auch nur technisch bedingt ist. Sie dürfte auch nichts daran ändern, dass die Wochenbilanz klar negativ ausfallen wird.

Ob es am Ende des Tages vor dem wegen eines Feiertags am Montag verlängerten Wochenende tatsächlich zu einer nennenswerten Gegenbewegung reicht oder wenigstens zu einer Stabilisierung nach den derben Verlusten, bleibt abzuwarten. Jeffrey Halley, Analyst bei Oanda, bemerkt dazu, dass sich auch Schnäppchenkäufer der Gefahr bewusst sein dürften, die von der hohen Inflation ausgehe.

Der Dow-Jones-Index legt um 0,3 Prozent auf 30.013 Punkte zu, der S&P-500 um 0,6 Prozent. Die zinsreagibleren Nasdaq-Indizes gewinnen rund 1 Prozent. Am Anleihemarkt steigen die Renditen auf dem jüngst stark erhöhten Niveau leicht. Dazu passt, dass US-Notenbankchef Powell auf einer Konferenz zur internationalen Rolle des Dollar wiederholt hat, dass der Fokus der Notenbank jetzt ganz klar darauf liege, die Inflation wieder in den Griff und zum Ziel von 2 Prozent zu bringen.

Am Umfeld hat sich nichts geändert, weiter ist Stagflationsangst das beherrschende Thema, nachdem nicht nur die US-Notenbank ihren geldpolitischen Straffungskurs verschärft hat, sondern auch in der Schweiz überraschend die Zinsen kräftig angehoben wurden aus Sorge vor zu hoher Inflation.


   Fokus voll auf Inflationsbekämpfung 

"Die Zentralbanken, die lange unsere Freunde waren, sagen uns, dass wir mit Schmerzen rechnen müssen", kommentiert Hani Redha, Portfoliomanager bei Pinebridge Investments, und weiter: "Die Inflationsrate ist das Einzige, was im Moment zählt. Selbst wenn sich das Wachstum stark verlangsamt, wird das nicht ausreichen, um die Fed zu einem Kurswechsel zu bewegen."

Peter Garnry, Aktienstratege bei der Saxo Bank, sagt: "Die Furcht vor einer Rezession könnte die Zinsen kurzfristig im Zaum halten und damit ironischerweise die Aktien stützen und in den kommenden Wochen vielleicht einen leichten Aufschwung bewirken."

Nachdem die US-Notenbank gerade erst tagte, dürften derweil neue Konjunkturdaten keine Rolle spielen. Die Industrie in den USA hat im Mai ihre Produktion hochgefahren. Sie erhöhte sich aber weniger stark als erwartet.

Der Dollar ist zum Euro auf Erholungskurs, nachdem er am Vortag kräftig Federn ließ. Letzterer hatte Auftrieb davon erhalten, dass nach der überraschenden Zinserhöhung in der Schweiz der Druck auf die EZB für deren Straffungspläne nochmals zugenommen hat. Der Euro kommt aktuell von Vortagshochs um 1,0600 Dollar auf 1,0495 zurück.


   Adobe enttäuscht - Mereo Biopharma mit Kursexplosion 

Auf Unternehmensseite stehen unter anderem Adobe im Blick. Der Softwareentwickler hat zwar besser als erwartet ausgefallene Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vorgelegt, mit den Prognosen aber die Markterwartung verfehlt. Die Aktie verliert gut 4 Prozent.

Abbvie geben um 0,2 Prozent nach, obgleich der Pharmariese eine erweiterte Zulassung für ein Schupppenflechte-Medikament erhalten hat.

Mereo Biopharma schießen um 70 Prozent nach oben. Der britische Pharmariese Astrazeneca erwägt nach einem Zeitungsbericht ein Übernahmeangebot für das in den USA börsennotierte britische Biotechnikunternehmen.


=== 
INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                30.013,52      +0,3%         86,45         -17,4% 
S&P-500              3.688,06      +0,6%         21,29         -22,6% 
Nasdaq-Comp.        10.765,91      +1,1%        119,81         -31,2% 
Nasdaq-100          11.248,12      +1,1%        120,55         -31,1% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  3,14       +3,6          3,10          240,8 
5 Jahre                  3,33       +3,6          3,29          206,7 
7 Jahre                  3,32       +3,7          3,28          188,0 
10 Jahre                 3,23       +2,8          3,20          171,7 
30 Jahre                 3,29       +3,9          3,25          139,2 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr, 7:55 Uhr  Do, 18:50 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0479      -0,7%        1,0527         1,0561   -7,8% 
EUR/JPY                141,39      +1,2%        141,05         138,97   +8,0% 
EUR/CHF                1,0110      -0,9%        1,0197         1,0189   -2,6% 
EUR/GBP                0,8561      +0,2%        0,8555         0,8527   +1,9% 
USD/JPY                134,94      +2,0%        133,92         131,65  +17,2% 
GBP/USD                1,2239      -0,9%        1,2296         1,2382   -9,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,7147      +0,4%        6,7027         6,6794   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.770,11      +0,7%     20.756,68      21.090,77  -55,1% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              114,59     117,59         -2,6%          -3,00  +57,5% 
Brent/ICE              118,17     119,81         -1,4%          -1,64  +56,6% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.843,19   1.857,25         -0,8%         -14,07   +0,8% 
Silber (Spot)           21,73      21,95         -1,0%          -0,22   -6,8% 
Platin (Spot)          940,38     955,07         -1,5%         -14,70   -3,1% 
Kupfer-Future            4,05       4,11         -1,4%          -0,06   -8,8% 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/cln

(END) Dow Jones Newswires

June 17, 2022 09:44 ET (13:44 GMT)