Düsseldorf (Reuters) - Der Immobilien-Riese Vonovia spürt die Folgen steigender Zinsen und hoher Baukosten.

Zwar hat der Bochumer Dax-Konzern in den ersten neun Monaten dieses Jahres ein deutliches Gewinnplus erzielt und seine Prognose für 2022 bestätigt. Im kommenden Jahr werde sich aber die Zinsentwicklung beim Gewinn (Group FFO) bemerkbar machen - dieser werde "leicht unter dem Niveau von 2022 liegen", teilte Vonovia am Freitag mit. Die Investitionen für Modernisierungen und den Neubau sollen daher im kommenden Jahr zurückgefahren werden. "Der Neubau zu vernünftigen Konditionen ist nicht mehr möglich", beklagte Vonovia-Chef Rolf Buch.

Der Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group FFO) - die bei Immobilienfirmen zentrale Kennziffer - erhöhte sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres durch die Übernahme des kleineren Konkurrenten Deutsche Wohnen, steigende Mieten und einen historisch niedrigen Leerstand um 35 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro. Vonovia stehe weiter für Stabilität, sagte Buch. Der Vonovia-Chef will nun aber angesichts steigender Zinsen und Kapitalkosten vom durch Zukäufe getragenen Expansionskurs der vergangenen Jahre abrücken. Vielmehr will der Konzern Wohnungen verkaufen und Investoren bei einzelnen Projekten ins Boot holen. So wollen die Bochumer sich über die Jahre von Wohnungen und Einfamilienhäusern im Volumen von rund 13 Milliarden Euro trennen. "In Zeiten höherer Zinsen ist es sinnvoll, Schulden zu reduzieren", hatte Buch den Kurs begründet.

Die Prognosen für 2022 bestätigte der Manager: Vonovia geht im laufenden Jahr für zentrale Kennzahlen von einem Wachstum von voraussichtlich mehr als 20 Prozent aus. Der Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group FFO) soll damit in einer Bandbreite von rund 2,0 bis 2,1 Milliarden Euro liegen. Für 2023 prognostiziert Buch nun einen Anstieg des Umsatzes - die Summe der Segmenterlöse - auf 6,8 bis 7,4 Milliarden Euro. Der operative Ertrag (Ebitda) werde voraussichtlich leicht über dem Vorjahreswert liegen, der Group FFO "aufgrund der Zins- und Steuerentwicklung" leicht unter 2022. Die Investitionen für Modernisierungen werden der Prognose zufolge bei rund 500 Millionen Euro liegen, für den Neubau peilt Buch rund 350 Millionen Euro an - damit sind sie rückläufig gegenüber den Vorjahren. "Zur Zeit steigen die Baukosten massiv", beklagte Buch. Viele Bürger könnten aber nicht steigende Mieten zahlen, die in Neubauten fällig werden könnten. Die Entwicklung der Baupreise und Zinsen lässt viele Modernisierungs- und Neubauprojekte zu vertretbaren Konditionen aktuell nicht zu", sagte der Vonovia-Chef.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)