(neu: Schlusskurs sowie Kommentar eines Marktexperten)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Adler Group haben am Donnerstag ihren Stabilisierungsversuch mit kräftigen Gewinnen fortgesetzt. Auftrieb gab, dass sich Adler mit dem Verkauf zweier Immobilienprojekte in Frankfurt am Main frisches Geld beschafft hat.

Die Papiere des angeschlagenen Immobilienunternehmens bauten ihre Vortagesgewinne kräftig aus und stiegen als Spitzenwert im Nebenwerte-Index SDax um 11,5 Prozent auf 3,51 Euro. Damit überwanden sie auch wieder die 21-Tage-Linie, die technisch orientierten Anlegern als kurzfristige Trendangabe dient. Allerdings: Erst am Dienstag waren die Papiere auf ihr bereits Anfang August erreichtes Rekordtief bei 2,83 Euro abgesackt.

"Der aktuelle Verkauf stellt keinesfalls einen Befreiungsschlag dar, sondern gibt der Gesellschaft nur mehr finanziellen Spielraum", betonte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die Situation bei dem Immobilienkonzern bleibe zugleich weiterhin undurchsichtig. Eine wirkliche Neubewertung der Gesamtsituation des Unternehmens könne erst durch die abgeschlossenen Untersuchungen der Ermittlungsbehörden erfolgen.

Erst kürzlich war ein Versuch, den Kassenbestand aufzufüllen, gescheitert, nachdem der Verkauf eines 63-prozentigen Anteils der Tochtergesellschaft BCP an den Branchenkollegen LEG geplatzt war. Zudem ist Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia nicht mehr an einer Übernahme von Adler Group interessiert.

Auslöser des Dilemmas: Adler war 2021 ins Visier von Leerverkäufern geraten. Im Oktober 2021 veröffentlichte Viceroy einen umfangreichen Bericht mit vielen Vorwürfen, etwa was die Bewertung von Immobilienprojekten betrifft. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Finanzaufsicht Bafin hatte jüngst mitgeteilt, dass die Jahresbilanz 2019 von Adler Real Estate fehlerhaft sei.

Zudem hatten die Wirtschaftsprüfer von KPMG dem Unternehmen das Testat für den Geschäftsbericht 2021 verweigert. Das Unternehmen hatte Ende April dennoch Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt - und wegen hoher Abschreibungen einen Milliardenverlust ausgewiesen. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer zur Verfügung. Wegen des fehlenden Testats sei das Unternehmen von den Bank- und Kapitalmärkten abgeschnitten, hatte der Verwaltungsratschef Stefan Kirsten geklagt./ck/mis/he/ck/he