Düsseldorf (Reuters) - Neue Turbulenzen beim angeschlagenen Immobilien-Investor Adler Group: Die Tochter Consus Real Estate ist in eine Schieflage geraten, Adler selbst will für das vergangene Jahr keine Dividende zahlen.

Dabei steht die Adler Group bereits durch das verweigerte Testat der KPMG-Wirtschaftsprüfer für den Jahresabschluss 2021 unter Druck. Verwaltungsratschef Stefan Kirsten will für mehr Transparenz sorgen und stellte am Morgen einen neuen Interims-Finanzchef vor.

"Wir arbeiten potenzielle Sanierungspläne durch", sagte Kirsten mit Blick auf den Immobilienentwickler Consus Real Estate, an dem Adler mehr als 90 Prozent der Anteile hält. Consus hatte in der Nacht über drohende hohe Abschreibungen berichtet, die für ein negatives Eigenkapital sorgen könnten. Hintergrund des Abschreibungsbedarfs seien gestiegene Baukosten und "eine deutliche Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens." "Ich schließe grundsätzlich bei Consus keine Maßnahmen ein oder aus - außer der Insolvenz", betonte Kirsten und will nun die Sanierung der Tochter angehen.

Aber nicht nur bei Consus gibt es Probleme im weit verzweigten Adler-Reich. Bei der Tochter BCP habe sich eine Deckungslücke aufgetan, die eine Zwischenfinanzierung durch Adler nötig mache, sagte Kirsten. Die BCP spielt eine wichtige Rolle in den weiteren Verkaufsplänen der Adler Group, soll sie doch vollständig beim Düsseldorfer Konkurrenten LEG Immobilien landen. Die LEG hält bereits rund 35 Prozent an der Gesellschaft mit rund 12.000 Wohnungen - und kann sich per Option den von Adler gehaltenen Rest bis Ende September sichern. Bereits ausgemacht ist das aber nicht. "Der weitere Umgang mit der Option hängt von den Ergebnissen der Due Diligence sowie der Situation am Kapitalmarkt ab", hatte die LEG erst vergangene Woche erklärt. "Das Ergebnis ist damit aus heutiger Sicht vollständig offen und schließt explizit auch die Nicht-Ausübung der Option ein."

FINANZAUFSICHT NIMMT ADLER INS VISIER

Kirsten, seit Februar bei Adler, hat noch weitere Baustellen. Die Finanzaufsicht BaFin nimmt die Bücher der Adler Group unter die Lupe. Insidern zufolge soll BaFin-Präsident Mark Branson am Mittwoch im Finanzausschuss des Bundestages über die ihre Erkenntnisse der Aufseher berichten. Das verweigerte Bilanztestat der Wirtschaftsprüfer von KPMG für das vergangene Jahr hatte die Adler-Anleger ebenfalls verunsichert. Das sorgte Kirsten zufolge dafür, dass Adler keinen Zugang mehr zum Kapitalmarkt hat: "Wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass die Bank- und Kapitalmärkte, solange wir einen Disclaimer of Opinion haben, für uns geschlossen sind", hatte er Anfang Mai erläutert. Adler verfüge aber über eine halbe Milliarde Euro an liquiden Mitteln, hatte er damals betont. Die Zahlung einer Dividende für 2021 sei angesichts des Vorgehens der KPMG "nicht ratsam", teilte Adler nun mit.

Adler-Großaktionär Vonovia hat das Unternehmen bereits aufgefordert, eindeutig mit seiner Vergangenheit zu brechen. Vonovia-Chef Rolf Buch hatte zudem jüngst angedeutet, sich vom Adler-Anteil trennen zu wollen - wenn der Preis stimmt.

Die Adler Group baut nun auch das Management um. Im Juni soll Thomas Echelmeyer interimistisch die Position des Finanzchefs übernehmen. Er war in der Vergangenheit unter anderem für Arthur Andersen und EY tätig. Ein dauerhafter Finanzchef solle bald gefunden werden, sagte Kirsten. KPMG solle zudem den Jahresabschluss 2022 prüfen, ein entsprechender Vorschlag werde der Hauptversammlung unterbreitet, kündigte Kirsten an. Angestrebt werde "ein uneingeschränktes Testat für den Abschluss des Geschäftsjahres 2022".