- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Die zweite Welle der Corona-Pandemie verfinstert die Aussichten von Adidas im Weihnachtgeschäft.

Nur einen Sommer lang kehrte die Nummer zwei unter den größten Sportartikelherstellern in die Normalität zurück. Im dritten Quartal schrieb Adidas zwar wieder schwarze Zahlen, doch nun drohen wegen geschlossener Geschäfte erneute Einbußen. "Waren wir zu Beginn des vierten Quartals zunächst wieder auf einem Wachstumspfad, erfordert die aktuelle Verschlimmerung der Pandemie in vielen Regionen der Welt erneut unsere Geduld und Unterstützung", sagte Adidas-Chef Kasper Rorsted am Dienstag in Herzogenaurach. In Europa seien rund 40 Prozent der Adidas-Läden wegen der staatlichen Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie schon wieder geschlossen. Erstmals seit 2016 könnte Adidas in diesem Jahr deshalb weniger als 20 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.

Das alarmierte die Börsianer: Die Adidas-Aktie brach um sechs Prozent auf 281 Euro ein und zog auch die Papiere des kleineren Rivalen Puma um fünf Prozent nach unten.

Dabei lag der Umsatz von Adidas im dritten Quartal mit 5,96 Milliarden Euro währungsbereinigt nur noch drei Prozent unter Vorjahr. Nach neun Monaten fehlt aber ein Fünftel des Umsatzes von 2019. In China ist die Kauflust nach der Wiedereröffnung der Läden wieder verpufft, anderswo fehlen Adidas vor allem die Umsätze mit Fußballern und Fans. Ein boomender Online-Handel, der im dritten Quartal um die Hälfte zulegte, machte Rückgänge im Groß- und Einzelhandel aber zum Teil wett. Die Lagerbestände, die sich seit dem Lockdown im Frühjahr aufgetürmt hatten, seien um zehn Prozent oder rund 500 Millionen Euro geschrumpft.

Das Betriebsergebnis ging im Quartal um zwölf Prozent auf 794 Millionen Euro zurück, übertraf dank Einsparungen vor allem beim Marketing aber die Erwartungen der Analysten. Im vierten Quartal dürfte nicht mehr viel hinzukommen: Rorsted erwartet von Oktober bis Dezember einen operativen Gewinn von 100 bis 200 (Vorjahr: 245) Millionen Euro - wenn weltweit wenigstens neun von zehn Adidas-Läden offen bleiben. Derzeit sind 93 Prozent geöffnet.

In den Einkaufsstraßen der Großstädte seien zwar bis zu 50 Prozent weniger Menschen in den Einkaufsstraßen unterwegs. Wenn sie in die Läden gingen, kauften sie aber mehr, sagte Rorsted. Zudem habe Adidas im Online-Handel einen großen Sprung gemacht. Das Unternehmen werde 2020 online mehr als vier Milliarden Euro umsetzen. Der Umsatz dürfte im Weihnachtsquartal trotzdem um bis zu fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen.

WAS WIRD AUS REEBOK?

"Im nächsten Jahr sind wir wieder für Wachstum aufgestellt", sagte Rorsted. Im März will er seine Strategie für die nächsten Jahre vorstellen. Ob Reebok dann noch zu Adidas gehört, ließ er offen. In Medienberichten hieß es, Rorsted habe sich bereits zum Verkauf der Fitness-Marke entschlossen.

Die finanziellen Engpässe in der Corona-Krise hat Adidas überwunden. Noch im Juli hatte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer 500 Millionen Euro aus einer drei Milliarden schweren Kreditlinie abgerufen, die sich Adidas mit Hilfe der Staatsbank KfW besorgt hatte. Das Geld sei nun zurückgezahlt, sagte Ohlmeyer. Damit darf Adidas für das laufende Jahr theoretisch wieder eine Dividende zahlen - versprechen will Ohlmeyer aber nichts. Die Krise hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt: Adidas hatte ein Rating für verzichtbar gehalten und konnte deshalb kein frisches Geld aufnehmen, als die Liquidität knapp wurde. Inzwischen hat Adidas gute Bonitätsnoten von Moody's und Standard & Poor's zur Ausgabe von drei Anleihen über 1,5 Milliarden Euro genutzt. Der Überbrückungskredit wurde durch ein 1,5 Milliarden Euro schweres Darlehen von zwölf Banken abgelöst.