München (Reuters) - Adidas-Chef Kasper Rorsted verlässt sein Unternehmen mit vollen Lagern und einer erneuten Prognosekorrektur.

Das Aus der erfolgreichen Partnerschaft mit dem skandalträchtigen Rapper Kanye West, der sich inzwischen Ye nennt, kostet den weltweit zweitgrößten Sportartikelhersteller Umsatz und Gewinn. Zudem machen dem Nike-Konkurrenten aus Herzogenaurach volle Lager und eine schwächere Nachfrage der Verbraucher zu schaffen. Für das laufende Jahr rechnet Adidas deshalb währungsbereinigt nur noch mit einem kleinen, prozentual einstelligen Umsatzplus und halbiert die ohnehin eingedampfte Gewinnprognose auf 250 Millionen Euro.

Adidas hatte die Zusammenarbeit mit dem Rapper vor kurzem beendet, nachdem dieser mit antisemitischen Äußerungen für Aufsehen gesorgt hatte. Die von West designte "Yeezy"-Linie wird im Weihnachtsgeschäft besonders gut verkauft, der Verkaufsstopp dezimiert den Gewinn allein um 250 Millionen Euro. Adidas-Finanzchef Harm Ohlmeyer sagte, Adidas halte die Rechte an den Produkten, nur nicht am Namen. Man werde sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern, wie es weitergehe. Experten zufolge erwirtschaftete Adidas zuletzt rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr mit den Yeezy-Produkten - rund sieben Prozent des gesamten Konzernerlöses. Noch im Oktober hatte Adidas für 2022 einen Gewinn von 500 Millionen Euro und ein Umsatzplus von fünf Prozent vorhergesagt.

Im dritten Quartal legte der Umsatz währungsbereinigt um vier Prozent zu. Im fortgeführten Geschäft verdiente Adidas nur noch 66 Millionen Euro, nach 479 Millionen vor Jahresfrist. Bei der Vorlage vorläufiger Zahlen hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 179 Millionen Euro genannt. Der wichtigste Grund für die Differenz seien negative steuerliche Folgen des "Yeezy"-Aus.

An der Börse legten Adidas-Aktien in der Spitze bis zu 2,6 Prozent zu. Analysten verwiesen darauf, dass viele Investoren nun auf den neuen Adidas-Chef Björn Gulden hofften. Der bisherige Puma-Chef übernimmt den Spitzenposten am 1. Januar.

Zu schaffen machen Adidas vor allem die vollen Lager - ihr Wert stieg um fast zwei Drittel auf 6,3 Milliarden Euro. Rabattaktionen, Zurückhaltung beim Einkauf neuer Ware und der Abverkauf zeitloser Modellen sollen dazu beitragen, die Bestände wieder in den Griff zu bekommen. Im März 2023 solle es wieder besser aussehen, sagte Ohlmeyer. "Anfang September kam es zu einer Verschiebung des Marktumfelds, da die Verbrauchernachfrage in den westlichen Märkten nachließ." Der Rivale Nike hatte Ende September ebenfalls Preisnachlässe angekündigt.

Dazu kommen der teure Ausstieg aus dem Russland-Geschäft sowie wegbrechende Erlöse im einst wichtigen China-Geschäft. Nun will Adidas mit einem Kostensenkungsprogramm gegensteuern, das unter anderem ein verbessertes Management der Lieferketten und Anpassungen bei der IT vorsieht.

(Bericht von Christina Amann; redigiert von Myria MildenbergerBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)