München (Reuters) - Allen Lieferschwierigkeiten und einem Boykott in China zum Trotz schwimmt Puma weiter auf der Erfolgswelle.

Das erste Quartal sei das umsatzstärkste in der Geschichte des fränkischen Sportartikelkonzerns überhaupt gewesen, sagte Firmenchef Björn Gulden am Mittwoch in Herzogenaurach. Der Umsatz der Nummer drei auf dem weltweiten Sportmarkt stieg währungsbereinigt um fast 20 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) war mit 196 Millionen Euro - ein Plus von 27 Prozent - so hoch wie nie zum Jahresstart. Die Inflation und die steigenden Beschaffungskosten will Gulden nicht auf die Kunden abwälzen: "Wir werden nicht die Preise erhöhen, um kurzfristig den Gewinn zu steigern." Die Steigerung von Marktanteilen und das mittelfristige Wachstumspotenzial seien wichtiger.

Deshalb werde Puma den Einzelhandel mit knappen Produkten auch weiterhin bevorzugt bedienen, auch wenn der Direktverkauf über das Internet lukrativer ist, sagte Gulden. Man laufe dem Rückstand immer noch hinterher, der durch den coronabedingten monatelangen Produktionsstopp in Vietnam im Herbst entstanden war.

Er bekräftigte trotzdem das im Februar - kurz vor Ausbruch des Ukraine-Krieges - ausgegebene Ziel, den Umsatz um mindestens zehn Prozent zu steigern - "mit Aufwärtspotenzial" - und das Ebit auf 600 bis 700 (2021: 557) Millionen Euro zu schrauben. Um auf 700 Millionen zu kommen, müsse der Umsatz aber deutlicher wachsen als zehn Prozent, betonte er. Der neuerliche Corona-Ausbruch in China, der Krieg in der Ukraine, die Lieferprobleme und die steigende Inflation belasteten Puma auf der Kostenseite. Der Krieg in der Ukraine habe Puma zehn Millionen Euro gekostet, sagte Gulden. Rund 140 Mitarbeiter seien evakuiert worden, die Produktion von Torwart-Handschuhen dort gehe aber weiter.

Mit einem boomenden Geschäft in Nord- und Südamerika macht Puma die Einbußen in China wett, wo der Umsatz im ersten Quartal um 37 Prozent einbrach. In sozialen Medien war dort vor knapp einem Jahr zum Boykott westlicher Marken aufgerufen worden - als Reaktion auf die Kritik am Umgang mit der uigurischen Minderheit in der Provinz Xinjiang. Auch Adidas und Nike sind davon betroffen. Wie lange das noch dauere, wisse er nicht, sagte Gulden. Dazu kommen neuerliche Corona-Lockdowns in großen Städten des Landes.

Die stärksten Umsatzzuwächse verzeichnete Puma in Amerika mit 44 Prozent. Dort habe die Partnerschaft mit dem Nachwuchsstar LaMelo Ball Puma den Durchbruch im Basketball gebracht, sagte Gulden. Die Investitionen zahlten sich nun aus. In Europa wuchs der Umsatz um mehr als ein Viertel. Der Nettogewinn stieg im ersten Quartal auf 121,4 (109,2) Millionen Euro. Die Puma-Aktie legte mit 0,6 Prozent auf 69,62 Euro etwas stärker zu als der Dax. Umsatz und Gewinn seien stärker ausgefallen als gedacht, schrieb Stifel-Analyst Cedric Lecasble.