FRANKFURT (dpa-AFX) - Die fortgesetzten Unsicherheiten durch die Corona-Krise haben am Dienstag auf den Aktien von Adidas gelastet. Das lag Analysten zufolge jedoch nicht allein an den kräftigen Vortagesgewinnen, als die Papiere im Zuge einer allgemeinen Börseneuphorie über einen Corona-Impfstofferfolg um fast acht Prozent nach oben gesprungen waren. Vielmehr enttäuschten die Aussagen des Sportartikelherstellers zum restlichen Jahresverlauf.

Im frühen Handel gaben die Adidas-Papiere im leicht schwächelnden Dax um 3,35 Prozent auf 288,70 Euro nach. Damit hielten sie sicher aber über dem Niveau um die 288 Euro, das im September und Oktober mehrfach ein zu hohe Hürde war, zum Wochenstart aber überwunden worden war.

Zugleich hielten sie sich weiter über der erst vor wenigen Tagen zurückeroberten 21-Tage-Linie, die aktuell bei etwa 275,65 Euro verläuft. Diese Durchschnittslinie signalisiert charttechnisch interessierten Anlegern den kurzfristigen Trend der Aktien.

Mit Blick auf 2020 haben die Adidas-Papiere ihre Verluste - im März lag das Corona-Crashtief bei rund 162 Euro - nun fast komplett aufgeholt. Das reicht aber nur für einen Platz im Mittelfeld des Dax, der rund eineinhalb Prozent unter dem 2019er-Schluss notiert.

Positiv äußerte sich JPMorgan-Analystin Chiara Battistini zur Zahlenvorlage an diesem Morgen nun vor allem über das "starke operative Ergebnis (Ebit)" im dritten Quartal. Es habe sich besser als zuvor vom Management in Aussicht gestellt entwickelt, schrieb sie.

Auch von RBC-Analyst Piral Dadhania und Jefferies-Experte James Grzinic lobten die Ergebnisseite: Vor allem dank überraschend deutlich gesunkener Betriebskosten habe der Sportartikelhersteller stark abgeschnitten, kommentierte Grzinic. Und Dadhania präzisierte, dass vor allem die Marketingausgaben rückläufig gewesen seien.

Die Aussagen zum angelaufenen Schlussviertel 2020 kamen dagegen bei allen drei Experten nicht gut an. Sie seien "enttäuschend", schrieb etwa Dadhania. Grzinic nannte sie "wenig konstruktiv" und verwies dabei auf die gegenwärtige Nachfrage und wieder steigende Kosten bei Adidas.

Chiara Battistini hält die kurzfristigen Prognosen des Managements außerdem für den Auslöser der aktuellen Gewinnmitnahmen: "Nach der jüngsten soliden Aktienkurs-Rally und den optimistischen Erwartungen vor den Zahlen - insbesondere nach soliden Berichten von Wettbewerbern wie Puma, Under Armour und Asics - dürften die Aussagen nun belasten, und zwar trotz des starken Ebit im dritten Quartal."

Ein Händler verwies als positiven Aspekt noch auf die Ablösung eines KfW-Kredits, der zur Überbrückung der Corona-Krise aufgenommen worden war. "Das ist nützlich für künftige Dividendenzahlungen", sagte er und sah darin eine gewisse Unterstützung für den Aktienkurs.

Der Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro war bereits im Oktober inklusive Zinsen getilgt worden. Ein Bankenkonsortium unter Beteiligung der staatlichen Förderbank hatte Adidas einen Kreditrahmen von drei Milliarden Euro gewährt, um über die Corona-Phase hinwegzukommen./ck/nas