Zürich (awp) - Der Personalvermittler Adecco präsentiert am Donnerstag, 25. Februar, die Ergebnisse für das vierte Quartal 2020. Insgesamt haben acht Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q4 2020E
(in Mio EUR)           AWP-Konsens    Q4 2019A  

Umsatz                    5'283          5'961        
Org. Wachstum* (in %)      -7,7           -4,0        
Bruttogewinn              1'014          1'150         
EBITA adj.                  227            290        
 
2020E                                    2019A
(in Fr.)
Dividende je Aktie         2,50           2,50          

* werktagsbereinigt

FOKUS: Das Hauptinteresse der Investoren richtet sich darauf, wie das Geschäft 2021 angelaufen ist. Bekanntlich gibt Adecco immer einen Hinweis darauf, manchmal relativ klar, manchmal etwas verklausulierter. Der kurzfristige "Ausblick" interessiert in diesem Quartal besonders, weil sich die Perspektiven wegen der zweiten Coronawelle und wegen der neuerlichen Lockdowns womöglich eingetrübt haben.

Der Hauptkonkurrent Randstad hatte kürzlich allerdings vermeldet, dass er im Januar Volumina auf dem Level der Vor-Pandemie-Zeit gesehen habe. Analysten bezweifeln, ob Adecco auch mit solchen Werten auftrumpfen kann. Begründet werden diese Zweifel unter anderem mit dem verhältnismässig grossen Anteil des Frankreich-Geschäfts, wo die Signale zuletzt eher verhalten gewesen seien. Dazu kommen die fast schon notorischen Probleme von Adecco in Deutschland.

Für das vierte Quartal 2020 wird davon ausgegangen, dass Adecco organisch noch einmal klar geschrumpft ist. Konkret wird mit einem Umsatzrückgang (bereinigt) von 7,7 Prozent ausgegangen. Randstad hatte einen Rückgang von nur 3,6 Prozent hinnehmen müssen.

Adecco selber hatte Anfang Dezember mitgeteilt, dass die neuerlichen Corona-Lockdowns in zahlreichen Ländern sich weniger stark als erwartet auf die Nachfrage ausgewirkt hätten. Eine konkrete Zahl nannte Adecco zwar nicht. Es wurde aber betont, dass sich beim Umsatzrückgang der Trend einer allmählichen Verbesserung in den Monaten Oktober und November fortgesetzt habe. Zum Vergleich: Im dritten Quartal hatte es beim bereinigten organischen Wachstum noch einen Rücksetzer von 15 Prozent und im zweiten Quartal von sogar 28 Prozent gegeben.

Beim EBITA und dem Reingewinn gehen die Analysten im Schnitt von schwarzen Zahlen aus. Beim Reingewinn-Vorjahresvergleich muss aber beachtet werden, dass im Vorjahr ein Buchgewinn diese Kennzahl positiv beeinflusst hatte. Einigkeit herrscht bei Analysten bei der Dividende, die unverändert erwartet wird.

Eine offene Frage ist derweil, ob Adecco den Aktienrückkauf wieder aufnehmen wird. Die Gesellschaft hatte das Programm mit einem Volumen von 600 Millionen Euro als Folge der Coronakrise im letzten Mai ausgesetzt.

ZIELE: Im Dezember setzte sich die Gesellschaft unter dem Motto "Future@Work" neue Mittelfristziele für die Strategieperiode ab 2021 gesetzt. Konzernweit strebt die Gruppe über den Zyklus nun eine EBITA-Marge von 3,0 bis 6,0 Prozent an, was über dem vorherigen Wert liegt (2,5-5,0%). Zudem wird ein "starker" Cashflow angepeilt, konkret eine Cash Conversion Rate von über 90 Prozent.

Die Mittel sollen dazu dienen, die geplanten Investitionen zu stemmen und die Aktionäre mit einer "progressiven Dividende" zu beglücken. Letzteres bedeutet laut den Angaben eine Payout-Ratio von 40 bis 50 Prozent sowie eine Dividende pro Aktie mindestens auf Vorjahreshöhe.

Ausserdem werden mit der Kernmarke Adecco Marktanteilsgewinne und steigende Margen angepeilt. Zudem will der Konzern laut den Angaben im Bereich "Talent Solutions" sowie bei der Technologietochter "Modis", die beide schnelleres Wachstum und höhere Margen versprechen, verstärkte Investitionen tätigen.

Der Bereich "Talent Solutions" bietet unter anderem Fachkräftevermittlung, Weiterbildungen und Karriereberatungen an. Bei "Modis" handelt es sich um eine Plattform, die Personaldienstleistungen im Zusammenhang mit dem Technologiewandel anbietet.

PRO MEMORIA: Mit den Wachstumsraten der letzten Jahre sei er weniger zufrieden gewesen, sagte CEO Alain Dehaze am Investorentag. An Wachstumspotenzial mangelt es nun nicht, wie CFO Coram Williams betonte. So komme die Gruppe global gesehen im klassischen Geschäft mit Temporärmitarbeitern auf einen Marktanteil von nur 7,5 Prozent. Der Trend spiele den grossen Playern aber in die Hände. Er verwies dabei auf die Investitionen in digitale Projekte, welche für einen Personaldienstleister immer wichtiger würden.

Kürzlich hat Adecco Benita Barretto zur Leiterin Investor Relations ernannt. Barretto folgt im März auf Nicholas de la Grense, der künftig die Funktion des Gruppenleiter Financial Planning & Analysis ausüben wird.

AKTIENKURS: Die Adecco-Papiere zählen zu den wenigen Blue Chips mit einer bislang negativen Jahresperformance 2021. Sie haben sich bisher um rund 3 Prozent verbilligt, nachdem es schon im Vorjahr um 3,4 Prozent abwärts gegangen war.

Homepage: www.adecco.com

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