Zürich (awp) - Der Personaldienstleister Adecco gibt am Dienstag, 2. November, die Ergebnisse zum dritten Quartal 2021 bekannt. Insgesamt haben fünf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q3 2021E
(in Mio EUR)          AWP-Konsens        Q3 2020 

Umsatz                    5311              4835
EBITA bereinigt            242               220 
EBITA                      235               131

(in %)
Organisches Wachstum*     10,2             -15,0 

* arbeitstagsbereinigt

FOKUS: Die Schlüsselfrage ist, ob und wie stark Adecco unter den aktuellen Lieferkettenproblemen leidet. Viele Kunden, insbesondere aus der Automobilindustrie, spüren diese und dürften somit auch weniger Temporär-Arbeiter in ihren Fabriken beschäftigen.

Viele Analysten haben daher auch ihre Erwartungen für das Wachstum von Adecco im dritten Quartal gesenkt. Im Schnitt gehen sie von einem bereinigten Wachstum von 10 Prozent im Vergleich zum vom Corona geprägten Vorjahreszeitraum aus. Zum Vergleich: Der Konkurrent Randstad vermeldete kürzlich deutlich höhere Wachstumszahlen (+21%).  

Bei der Profitabilität dürfte Adecco aber nach wie vor gut im Rennen sein. Es wird im Schnitt mit einer bereinigten EBITA-Marge von 4,6 Prozent gerechnet. Randstad hatte einen Wert von 4,7 Prozent ausgewiesen.

Die Gesellschaft selber hatte Ende Juli nur wenige Angaben zum (mutmasslichen) Geschäftsgang im dritten Quartal gemacht. Es werde eine weitere Erholung erwartet.

ZIELE: Im letzten Dezember setzte sich die Gesellschaft unter dem Motto "Future@Work" neue Mittelfristziele für die Strategieperiode ab 2021. Konzernweit strebt die Gruppe über den Zyklus nun eine EBITA-Marge von 3,0 bis 6,0 Prozent an, was über dem vorherigen Wert liegt (2,5-5,0%). Zudem wird ein "starker" Cashflow angepeilt, konkret eine Cash Conversion-Rate von über 90 Prozent.

Die Mittel sollen dazu dienen, die geplanten Investitionen zu stemmen und die Aktionäre mit einer "progressiven Dividende" zu beglücken. Letzteres bedeutet laut den Angaben eine Payout-Ratio von 40 bis 50 Prozent sowie eine Dividende pro Aktie mindestens auf Vorjahreshöhe.  

Ausserdem werden mit der Kernmarke Adecco Marktanteilsgewinne und steigende Margen angepeilt. Zudem will der Konzern laut den Angaben im Bereich "Talent Solutions" sowie bei der Technologie- und Produkteentwicklungstochter "Modis", die beide schnelleres Wachstum und höhere Margen versprechen, verstärkte Investitionen tätigen.

Der Bereich "Talent Solutions" bietet unter anderem Fachkräftevermittlung, Weiterbildungen und Karriereberatungen an. Modis ist das "Technologie-Geschäft" von Adecco, welches Unternehmen Technologieexperten zur Verfügung stellt sowie Technologie-Beratungen und -Weiterbildungen anbietet.

PRO MEMORIA: Bei Adecco hat sich zuletzt viel getan. Ende Juli hatte das Unternehmen die grösste Übernahme in der Firmengeschichte angekündigt. So soll die Firma Akka Technologies Anfang 2022 für 2 Milliarden Euro übernommen werden. Die Finanzierung, welche über die Ausgabe von Anleihen sowie eine Kapitalerhöhung erfolgt, ist bereits über die Bühne gegangen.

Im August gab Adecco bekannt, dass die Sparte Talent Solutions neu aufgestellt wird auf und  dieser Bereich nun primär unter der Marke LHH auftreten werde. Zudem plant die Sparte einen Zukauf in Frankreich sowie eine Devestition in den USA. In Frankreich soll konkret die Beratungsfirma BPI Group übernommen werden. Die Gesellschaft sei mit ihren rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Umsatz von 40 Millionen Euro die drittgrösste HR-Consulting-Services-Anbieterin Frankreichs. Derzeit liefen mit dem aktuellen Besitzer exklusive Verhandlungen, wobei der Abschluss für das vierte Quartal 2021 geplant sei, hatte es damals geheissen.

Auf der anderen Seite prüft Adecco einen Verkauf des Geschäfts mit Legal Solutions in den USA, weil es nicht mehr zum Kerngeschäft gehöre. Unter dem Strich sollen sich der Kauf und der Verkauf mit 50 Millionen Euro positiv auf die Netto-Cash-Position auswirken, wurde betont. Insgesamt werde die Neuaufstellung der Sparte zu Kosten von 40 bis 50 Millionen Euro führen, die grösstenteils 2022 anfallen werden.

Anfang September kam es erneut zu einer Übernahme. Damals wurde das französische Unternehmen Qapa gekauft. Die Übernahme soll die Entwicklung der eigenen volldigitalen Arbeitsvermittlungs-Plattformen beschleunigen. Adecco lässt sich die neue Firma mindestens 65 Millionen Euro kosten. Weitere Zahlungen seien von den Umsatz- und Rentabilitätswerten bis Ende 2023 abhängig.

Die Schweizer Ländergesellschaft des Personaldienstleisters Adecco erhielt im Übrigen eine neue Führung. Marcel Keller übernahm per Anfang Oktober die Leitung von Adecco Schweiz. Er löst Monica Dell'Anna ab, die innerhalb der Adecco Gruppe eine globale Rolle übernimmt.

AKTIENKURS: Die Aktien von Adecco weisen seit Jahresbeginn ein Minus von rund 21 Prozent auf. Ende Juli ging es bis Mitte September von Kursen gegen 65 Franken abwärts bis auf Kurse im Bereich von 45 und 50 Franken. Für den Kurssturz sorgte wohl die Akka Technologies-Übernahme, da diese spwohl eine Pflichtwandelanleihe als auch eine Platzierung neuer Aktien vorsieht.

Homepage: www.adecco.com

jg/rw/jl