Bern (awp) - Die Aktien von Adecco können sich am Donnerstag dem schwachen Gesamtmarkt nicht entziehen. Der Stellenvermittler hat im vierten Quartal des letzten Jahres umsatzmässig zwar schlechter abgeschnitten als andere Mitbewerber, bei der Gewinnentwicklung die Erwartungen von Analysten aber klar übertroffen. Aufgrund der angespannten geopolitischen Lage können die Valoren davon aber erst einmal nicht profitieren.  

Die Adecco-Aktie verliert um 10.30 Uhr 2,6 Prozent auf 44,63 Franken, das Tagestief liegt aktuell bei 43,65. Die Aktie entwickelt sich damit leicht schwächer als der Gesamtmarkt, der gemessen am SPI 2,2 Prozent verliert.  

Analysten zufolge bewegt sich der Gruppenumsatz auf das Schlussquartal bezogen im Rahmen der Erwartungen. Das gelte sowohl für das organische Wachstum als auch für die absolute Entwicklung. Gut kommt in Expertenkreisen das erfreuliche Wachstum im Schlüsselmarkt Frankreich sowie in den Bereichen Talent Solutions und Modis an.  

Der eigentliche Lichtblick - so ist man sich einig - ist allerdings die widerstandsfähige Gewinnentwicklung. Die ZKB etwa spricht in einem Kommentar denn auch von einer besser als erwartet ausgefallenen Profitabilität. Der zuständige Analyst schränkt aber ein: Vergleiche man die Umsatzentwicklung im vierten Quartal bei Adecco (+1%) mit den Konkurrenten Randstad (+16%) und Manpower (+6%) müsse der Schweizer Konzern deutlich Marktanteile verloren haben.

Die gute Bruttogewinnmarge widerspiegle jedoch eine gute Preisverhandlungsstärke und habe einen starken Einfluss auch auf die operativen Margen der Gruppe gehabt, so der zuständige Analyst. Da diese Trends wohl im laufenden Quartal anhalten werden, die Integration von AKKA aufgrund von Grösse und Geschäftstyp nicht einfach werde und sich auch Unsicherheit in der Konsensvolatilität widerspiegle, bleibe er aber bei der Einschätzung "Marktgewichten".  

Ähnlich sieht man das bei der Bank Vontobel. Das Unternehmen sei noch nicht in der Lage Marktanteile zu gewinnen. Es müsse den Markt auch davon überzeugen, dass es in der Lage sei, mit der Integration von AKKA zu einem wichtigen Beratungsunternehmen zu werden. Der zuständige Analyst erwartet, dass der bevorstehende Investorentag am 29. März weitere Erkenntnisse zu diesen Themen liefern wird. In der Zwischenzeit bleibe er bei seiner Einstufung "Halten".

Etwas zuversichtlicher gibt sich der zuständige Analyst der Royal Bank of Canada. Er hätte sich zwar vom organischen Umsatzwachstum ebenfalls etwas mehr erhofft. Seines Erachtens macht die höhere Bruttomarge diesen Umstand aber mehr als wett. Nicht zuletzt aufgrund des satten Bewertungsabschlags gegenüber anderen Stellenvermittlern bleibt er denn auch optimistisch für die Aktien. Auch der UBS-Analyst zeigt sich erfreut über die starke Bruttomarge. Darauf abgestützt rechnet er bei den Konsensschätzungen mit Aufwärtsrevisionen im tiefen einstelligen Prozentbereich.  

Grundsätzlich wird im Handel noch darauf hingewiesen, dass Adecco in Russland und der Ukraine nicht vertreten ist. Das Unternehmen werde entsprechend mehr von der allgemeinen Konjunkturentwicklung, die sich wegen des Ukraine-Kriegs abschwächen dürfte, zurückgebunden.

uh/kw