Nach dem schärfsten Auftragseinbruch seit Jahren macht der Elektrotechnikkonzern ABB bereits wieder Anzeichen einer Trendwende aus.

Im dritten Quartal dürften die Bestellungen weniger stark sinken als in dem von der Corona-Krise mit voller Wucht getroffenen Frühjahrsquartal, teilte das Schweizer Unternehmen am Mittwoch mit. "Wir erwarten eine gewisse Erholung der Aufträge", sagte der neue Konzernchef Björn Rosengren auf einer Telefonkonferenz. Im Schlussquartal 2020 dürften die leichten Verbesserungen im Geschäft des Siemens-Rivalen dann anhalten.

In den Monaten April bis Juni sackte der Auftragseingang um 18 Prozent auf 6,05 Milliarden Dollar ab. So bestellten Kunden aus der Automobil- und Maschinenbaubranche etwa deutlich weniger Roboter des Zürcher Unternehmens. Während auch der Umsatz zweistellig schrumpfte, konnte ABB den Gewinn auf 319 Millionen Dollar vervielfachen. Umbaukosten hatten das Ergebnis im Vorjahr auf 64 Millionen Dollar gedrückt.

Im Tagesgeschäft schnitt ABB deutlich besser ab als Analysten erwartet hatten, auch wenn die operative Marge mit 10,6 Prozent immer noch deutlich unter den von Rosengren vorgegebenen 15 Prozent lag. "Unsere Umbau schreitet voran", erklärte der Schwede, der das Steuer bei ABB im März übernommen hatte. Der frühere Chef des Spezialmaschinenbauers Sandvik will den einzelnen Geschäften auf Kosten der Konzernzentrale mehr Eigenverantwortung übertragen. Für dieses Vorhaben hat er auch Rückendeckung von den schwedischen Großaktionären Investor und Cevian. Im Zentrum stehe für ihn die finanzielle Leistung des Konzerns, sagte Rosengren. Besonderes Augenmerk richte er dabei auf Bereiche, die die interne Messlatte rissen. Der Manager steht in dem Ruf, hart durchzugreifen, wenn Geschäfte nicht den Erwartungen entsprechen.

GESCHÄFTE AUF DEM PRÜFSTAND

"Es ist ein Ruck durch die Firma gegangen", sagte ein Kenner des Unternehmens zum Einfluss Rosengrens. Den Managern sei nun klar, dass sie auch kurzfristig an den Margen gemessen würden. Diese Zahlen dürften auch bei der laufenden Portfolio-Überprüfung einen großen Einfluss haben. Entsprechend setzten sie auf Effizienzsteigerungen und drehten an der Kostenschraube. Rosengren hatte im Juni angekündigt, weitere Teilbereiche auf den Prüfstand zu stellen. Könnten schlecht laufende Geschäfte nicht saniert werden, werde er Verkäufe nicht scheuen. Ergebnisse seiner Analyse will er auf einem Investorentag im November vorlegen.

An der Börse kamen die Quartalszahlen und der Ausblick gut an, die Aktie legte rund drei Prozent zu. Mit dem bereits angekündigten Aktienrückkauf will ABB am Donnerstag starten. Damit soll ein Teil des Erlöses aus dem milliardenschweren Verkauf des Stromnetzgeschäfts an die japanische Hitachi an die Eigner zurückgeführt werden. Kritik an dem Vorhaben, in einer Krise Kapital zurückzugeben, erteilte Rosengren eine Absage: "Die Kapitalstruktur hält auch lang andauernden harten Zeiten Stand."